Dienstag, 22. Oktober 2013

Wiener G'schichten - die Tippelmenschen verkriechen sich

Wenn es draußen unwirtlich ist, zieht man sich hinter den Ofen zurück. Man liest in der Zeitung, dass Albert Einstein auch nicht zu festlichen Gelegenheiten Socken trug. Ein Nobelpreisträger, sockenlos? Hat er Ausnahmen zugelassen, der Intelligente? Man weiß es nicht.


Um Intelligenz geht es auch bei Facebook: wer zu viele Facebookfreunde hat, pflegt zu viele persönliche Kontakte. Das macht dumm, sagen Forscher. Genau so, wie zu viel Wissen oder Egoismus.      Egoisten wollen nicht wissen, was andere denken. Es ist ihnen egal, wie das Klischee aussieht, dem sie selbstsicher folgen. Und genau, wie das Auge im Fernsehen zu viel zu sehen bekommt, was auch dumm macht, bekommt der Wissensdurstige eines Tages das Gehirn voll mit Unnützem, und wird dadurch nicht intelligenter. Gibt es eine Einrichtung, die daran Interesse hat, dass wir dumm aussehen? Kann schon sein. Wir wählen Parlamentarier, jedoch nicht gerade gescheit. Wir gehen in den Supermarkt, obwohl wir dort nach Strich und Faden abgesahnt werden. Das ist auch nicht gescheit. Auf der Bank fühlen wir uns zu recht wie ganz kleine Würstchen. Ist das gescheit? Und wenn wir reden, weil, das müssen wir oft, sagen wir "je - umso", oder "umso - umso", was auch nicht gerade intelligent daher kommt.

Letzte Sonne im Wiener Stadtpark, gleich neben Johann Strauss

So gesehen ist jemand, der sein ganzes Vermögen bei sich trägt, nämlich einen Rucksack oder eine Plastiktasche und eine Decke, um sich obdachlos zuzudecken, wenn es draußen frostig wird, ein Überlebenskünstler, eine arme Sau, oder jemand, der diesen Weg gefunden hat, weil kein anderer mehr offen stand? Warum habe ich vor diesen Tippelmenschen so große Achtung? Auch, natürlich, Mitleid. Der Wunsch, ihnen zu helfen, bleibt jedoch seltsam ungeschickt und ratlos. Man denkt an den sozialen Abstieg dieser Menschen. Verschuldet oder unverschuldet? Erst kommt ein Unfall oder Vorfall. Dann der Verlust eines Arbeitsplatzes. Dann geht eine Beziehung in die Brüche. Es fehlt das Geld. Was bleibt, ist die Straße. Gerhard Ruhs, ein Österreicher, der mit Obdachlosen gelebt hat und jetzt als Sozialbegleiter arbeitet, hat ein Buch geschrieben, "Mein Rucksack", mit 50 Geschichten über solche Menschen. Vielleicht sollten wir den einen oder anderen einfach adoptieren, ihn zum Mitmenschen machen? Das wäre wahrscheinlich intelligent.

Nachtrag: zwei Tage nach diesem Blog hat die Polizei den Stadtpark von Obdachlosen gesäubert. Der Anblick war zu schön, geradezu rührend und unbotmäßig zugleich: lange Reihen von Parkbänken waren von Heimlosen besetzt. Wie eine große Familie schliefen sie in den einzigen Sachen, die sie besitzen. Dass die Ordnungsmacht einschreiten musste und dem Bürgertum die Haare zu Berge stehen, versteht sich von selbst. Andererseits: ?????





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