Mittwoch, 18. September 2013

Marcel Reich-Ranicki

Aus aktuellem Anlass ändern wir unser Programm. Der Papst ist tot. Ja, der deutsche Literaturpapst. Wie er herumstänkern konnte. Wie er manche Autoren niedermachte. Er kümmerte sich einen Dreck um seine Opfer. Er lobte über den grünen Klee, und er stritt mit seinen aufmüpfenden Partnern, Sigrid Löffler, der Österreicherin, und  Hellmuth Karasek, dem Hamburger. Er diktierte, verurteilte und hob in den Himmel. Wer mochte nicht von diesem Monster lobend erwähnt werden. Was er sagte, litt keinen Widerspruch. War er Pole? Deutscher? Jude? Nein, er war Institution. Das Literarische Quartett. Ich versuchte, keine der monatlichen Quartetts auszulassen. Er war ein widerlicher Stänkerer und Diktator. Unsympathisch bis zum Gehtnichtmehr. Günter Grass machte er zur Schnecke. Bei Martin Walser hatte auch ich kein gutes Gefühl. Von Literatur und Schreiben verstand er etwas. Er war literarischer Mittelpunkt, eine exzentrische Diva.

Er konnte für mich nichts falsch machen. Ich liebte ihn. Marcel Reich-Ranicki war viel zu gut für die literarische Landschaft. Ihr Papst ist tot. Wir werden nie mehr einen solchen Megakritiker bekommen. Lasst uns ihn nie vergessen!

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