Dienstag, 17. September 2013

Hoppelpopp! Mira Lobe wäre heute 100

Leider hat unsere Wiener Kinderbuchautorin diesen schönen Geburtstag nicht mehr erlebt. Sie wäre am  17. September 2013 hundert geworden. In Görlitz, wo sie geboren wurde, hat es eine bescheidene Erinnerung an diese erstaunliche Autorin gegeben. In ihren fast hundert Kinderbüchern lebt sie weiter. Aber wie? Ich muss beschämt gestehen, dass ich noch nie von ihr gehört hatte. Meine Kinderbücher waren Knabenbücher, hauptsächlich von Karl May, von dem ich als Junge fast alle 64 Bände gelesen habe. Er hat mir beigebracht, dass man nicht tötet, nicht stiehlt, offen und ehrlich ist, Mut beweist und zu seinem Wort steht. Mira Lobe, die 1948 in Israel ihr erstes Kinderbuch auf Hebräisch veröffentlichte ( Insel der Kinder), vermittelt in ihren Büchern auch Toleranz, Gewaltlosigkeit und soziale Gerechtigkeit. Darüber hinaus traf sie mit ihren kindgerechten, lustigen Reimen so manche poetische Ader der Kleinen, ein ganz besonderes Talent. Man kann nicht behaupten, die Nazis hätten sie mundtot gemacht, denn der Krieg war schon vorbei als sie anfing zu schreiben. Sie ließen sie aber nicht studieren, und sie wanderte 1936 nach Palästina aus.


Die Träume der Kinder konnte sie sich gut vorstellen. Der Junge, der keine Oma hatte und sich eine wünschte, wie die anderen Kinder. Er erträumt sich die "Omama im Apfelbaum", wohl eines der populärsten Kinderbücher der Autorin.  "Weil du ein Mädchen bist, kannst du nicht klettern". So heißt es in einem anderen Kinderbuch, wo es darum geht, dass auch ein Mädchen in einen Baum hoch hinauf klettern kann. Eine ihrer Illustratorinnen, Susi Weigel, hat die Bilder geliefert für die meisten ihrer Geschichten.

Um meine Unwissenheit in Grenzen zu halten, machte ich mich also auf, zu einer Lesung ins Jüdische Museum in der Wiener Dorotheer Straße zu gehen. Der Saal war voll, die Direktorin, Danielle Spera eröffnete und las Auszüge aus den Büchern, Hannah Landsmann moderierte mit und der Sohn Mira Lobes, Reinhardt Lobe, las ebenfalls und antwortete auf Fragen. Ja, die Mutter war gegen körperliche Züchtigung. Nur dreimal hatte er von ihr einen Klaps abbekommen. Wenn er abends ins Bett musste, sah er durch einen Spalt unter der Tür das Licht aus dem Zimmer kommen wo die Mama mit der Schreibmaschine ihre Geschichten herunterklapperte. Zusammen mit seiner Schwester durfte er eine geborgene Kindheit erleben, obwohl die Mutter unzählige 8-12jährige mit wunderschönen Geschichten versorgte. Irgendwann werde ich in einer Buchhandlung nach einem Buch von Mira Lobe greifen, vielleicht "Das Schlossgespenst", auch wenn sie nicht ausdrücklich für meine vorgerückte Altersklasse geschrieben hat.



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