Montag, 26. August 2013

Wien, Reumannplatz

Ich hatte vergessen, dass der Markt am Reumannplatz montags unterbesetzt ist. So war ich schnell fertig: Eier, Putenbrust, Mango, Hühnerschenkel, Cashewnüsse, Schluss. Dann wanderte ich gemütlich in Richtung U, um die U-Bahn zum Stephansplatz zu nehmen.


Direkt neben mir lief ein Mann her, nach eigener Aussage, 35, der einfach anfing zu reden. "Nein, ich brauche keine drei Sonnenbrillen", höre ich ihn sagen. "Ich denke, eine könnte reichen", erwiderte ich. Damit schien für mich die Unterhaltung zu Ende. Mitnichten! Mein Begleiter, ein untersetzter Mann mit großen dunklen Augen, etwas zu kullerig, erwähnte die Preissteigerungen überall in den Läden. "Wissen sie, ich rechne immer noch in Schilling. Früher habe ich 15 000 Schilling im Monat verdient. Das hat mir gut gereicht. Ich rechne immer öfter zurück in Schilling. Mit 1.800 € im Monat komme ich gerade so hin. 200 gehen für Zigaretten drauf, der Rest ist Essen und Wohnen. Ja, ein Paar Schuhe habe ich mir neulich gekauft, aber das war schon schwierig. Der Euro hat alles kaputt gemacht. Wir sollten aus der EU aussteigen. Allein weitermachen. Das wäre viel besser". Da ich nicht viel sagte, hielt er mich für einen Österreicher. "Ich habe Matura (Abitur) gemacht und dann Ingenieur studiert, auf dem dritten Bildungsweg. Vor sechs Monaten wurde ich entlassen. Ich arbeitete in einer Versicherung und habe 2.400 € verdient. Das war ordentlich. Jetzt habe ich wieder Arbeit, aber, die wollten nur 1800 bezahlen. Sonst hätten sie einen anderen genommen".

Die Armen werden immer reicher!!!

Ich sagte nur, wir sollten die Politiker nicht mehr wählen, die Banker einsperren und die Reichen zur Ader lassen. Er fragte dann nur noch: "Zahlen die Milliardäre den Höchstsatz von 51% für die Vermögenssteuer? Wahrscheinlich nicht". Dann verabschiedeten wir uns mit einem kräftigen Händedruck. Das sind die Gespräche der kleinen Leute heutzutage. Da ist doch etwas oberfaul!

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