Montag, 10. Juni 2013

Wiener G'schichten - die Sintflut und ihre Folgen

Mit der Sintflut hat es so ihre Bewandtnis. Erst wird sie angedroht, dann tritt sie ein, dann ist alles nass und man wartet, bis sie vorbei ist. Wenn alles wieder in trockenen Tüchern ist, wird die Schuld auf jemand abgewälzt. Das kann ein zürnender Gott sein, aber auch eine mahnende Dienststelle, die die Angst vor Rohrbrüchen schürt. Wer trockenen Fusses durch die Natur stapft, hat dann
alles wieder vergessen.


Die Medien tun eigentlich nichts, solange man sie in Ruhe lässt. Sie zeigen das Hochwasser denen, die irgendwo sicher herumsitzen und sich freuen, dass es sie nicht selbt getroffen hat. Und sie zeigen die Wasserläufe von sonst harmlosen Flüssen, die über die Ufer treten. Obwohl wir hier in Wien an der Donau liegen, der schönen blauen, sind wir bis jetzt mit einem blauen Auge davongekommen: so schlimm wie in Deutschland war es nicht. Obwohl: die Donau in Bratislava kam mir vergangene Woche etwas angeschwollen vor. Inzwischen ist auch Ungarn betroffen, während wir hier schon getrost die Aufräumarbeiten verfolgen können.


In Wahlkampfzeiten reisen die Politiker immer recht hektisch in die betroffenen Gebiete, sagen, sie wollten helfen, blicken selbst betroffen um sich und reisen wieder ab. Wenn dann der trockene Alltag wieder eingesetzt hat, denkt man an etwas anderes, zum Beispiel an die Wahlen. Die biblische Androhung, der kopflosen Menschheit wieder eine solche Sintflut zu schicken, wird wieder belächelt. Die sogenannte Anomalität, die Forscher am Berg Ararat gefunden haben wollen, interessiert keinen Schwanz mehr. Dort könnte Noah mit seiner Arche gelandet sein, vor grauen Urzeiten. Nach der Sintflut. Ich glaube, wir haben immer noch nichts kapiert. Wie überfordern unsere Erde schon seit langem. Sie schlägt gelegentlich zurück. Aber bisher haben wir für unsere Katastrophen kinderleicht Erklärungen finden können. Kein Zweifel: die Vertreibung aus dem Paradies geht weiter. Wir merken es nur gelegentlich.








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