Montag, 13. Mai 2013

Versuch über die Mütter

Eine liebende Mutter ist etwas Normales, denkt man. Ein liebender Sohn, etwas Schönes. Klischeedenken? Es gibt auch herrliche Mutter-Tochter-Beziehungen. Doch für mich, Sohn, ist der klassische Fall: Mutter-Sohn. Warum habe ich sie schon als Kind angehimmelt, wenn es badische Dampfnudeln gab? Weil ich Dampfnudeln liebe? Da war mehr. Zur Mutter konnte man gehen, wenn man sich die neue Hose zerrissen hatte. Vater schlug nie auf uns ein. Er hat mir liebevoll das Ohrläppchen geknabbert wenn er in Schmuselaune war. Aber, er war Papa. So etwas wie eine Respektsperson. Wenn es um Sonne, Mond und Sterne ging, kam er groß raus. Er wusste alles. Mama verstand alles.
Vater und Tochter

Letzte Nacht träumte ich von Mama. Ich war ein Heranwachsender, hatte mir einen Traum (im Traum) erfüllt und kam mit einem großen Auto nach Hause, um Mama zu einer Reise abzuholen. Dann wusste ich nicht mehr, wohin wir fahren wollten. Die Wirklichkeit brach über mich herein: Mama lebt schon lange nicht mehr. Diese Leere tut oft noch weh. Aber zum Muttertag erhielt sie immer einen selbst gepflückten Blumenstrauß. Sie liebte Blumen und war darüber sehr glücklich. Mein Dank an meine Mama hat nie aufgehört. Sie hat mir das Leben geschenkt, das ich heute führe.


Gibt es auch schlechte Mütter? Ich kannte nur Mütter, die vor Mutterliebe platzten. Dazu gehörten auch Omas, ältere und sehr alte Freundinnen, Tanten und Großtanten. Sie waren in ihrer Liebe alle voll emanzipiert. Ein Muttertag, einmal im Jahr, war dafür nicht ausreichend. Ein Blumenstrauß auch nicht. War ich ein guter Sohn? Blumen auf dem Grab kommen mir vor wie ein erschlichenes Alibi. Mütter warten nicht auf Gestecke und Blumensträuße. Sie müssen rechtzeitig etwas von dem zurückbekommen, was sie gegeben haben. Nur so werden aus Söhnen gute Söhne.

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