Samstag, 11. Mai 2013

OSZE: Wien - Istanbul, neue Impulse?

Wenn die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa ins Grübeln kommt, darf man etwas erwarten. Die Gespräche, am 2. Mai, im Goethe-Institut in Istanbul, werden am Wiener Sitz der OSZE ihre Wirkung nicht verfehlen. Davon waren die Teilnehmer aus verschiedenen Ländern überzeugt. Vorsichtige Ansätze für neue Definitionen wurden da gemacht: wie soll die OSZE ihre kommenden Aufgaben in einer neuen digitalen Welt wahrnehmen? Kultur und Diplomatie, zwei eher schillernde Begriffe, sowie sanfte Macht, kommen offiziell in den Selbstdarstellungen der Organisation kaum vor. Was dies alles beinhalten kann, wurde in Istanbul mit viel Geschick auf die globale Aussagekraft hin durchleuchtet. Schließlich arbeitet die aus der Schlussakte von Helsinki (1975) hervorgegangene OSZE weltweit. 57 Länder sind Mitglied (in Nordamerika, Europa und Asien), aber auch andere Länder, wie Ägypten, Israel, Japan, Korea und Marokko, haben mit der OSZE eine Partnerschaft der Zusammenarbeit, insgesamt 11 Länder. Zusammen mit anderen Organisationen wird an der Eindämmung von Konflikten gearbeitet. Ein ständiger und vielfältiger Kraftakt.






Da muss auch darauf geachtet werden, dass sowohl in den alten, also auch in den neuen Medien mehr Sichtbarbeit hergestellt wird. Darum ging es in Istanbul. Sind Kultur und Diplomatie die sanfte Macht, mit der man Krisen dauerhaft beseitigen kann? Namhafte Sprecher waren angetreten, um Gegenstand und Ziel der "Kulturdiplomatie" zu erörtern, bzw. Kultur als Trennungs- oder Bindefaktor:


- John Brown, ein Brite, der an der Georgetown University in den USA lehrt, mit Erfahrung in Zentral- und Osteuropa, Spezialist für Presse und  Kulturbelange. Sein Thema: Regierungen und Kulturdiplomatie - müssen heiße Kartoffeln finanziert werden? Wie sanft ist sanfte Macht am anderen Ende?
- Tatiana Zonova lehrt an der Moskauer Staatsuniversität für Internationale Beziehungen, u.a. wissenschaftlicher Beirat der Rivista di Studi Politici Internazionali in Italien. Ihr Thema: Russische Kulturdiplomatie als sanfte Macht in den Beziehungen zur EU.
- Oleksandr Lytvynenko, politische Wissenschaften, angewandte Mathematik und Jura (Moskau und Kiew), Ukraine, zur Zeit in Großbritannien, dessen Thema so lautete: Russland, der West(en) und der Rest: die sanfte Macht nach außen, von der Ukraine aus betrachtet.
-  Christopher Midura, vertritt die USA bei der OSZE in Wien, hat als Diplomat u.a. im Kosovo, der Tschechei, El Salvador, Guatemala und Washington gearbeitet. Thema: Sinn und Aufgabe von Kulturbeauftragten.
- Vielfältige Erfahrungen als politischer Berater hat Botschafter Andrew Tesoriere in mehreren Ländern erworben. Er moderierte den Morgen des 2. Mai und fasste mit Vorsicht zusammen.

Dabei werden natürlich Fragen aufgeworfen, die man nicht pauschal beantworten kann: ist Kulturdiplomatie eher etwas Gutes oder bloß ein ungeschickter Versuch? Gibt es hier ein Potenzial für Synergien? Kann eine Organisation wie die OSZE, solche Herausforderungen überhaupt stemmen, in Anbetracht der vielen Möglichkeiten, die sich bieten?

Einig war man sich demnach, dass Regierungen mehr im Hintergrund bleiben, sich jedoch stärker in der Kulturdiplomatie engagieren sollten. Auch die anwesenden türkischen Studenten machten zu dieser Debatte interessante Beiträge. Am Nachmittag folgten ebenfalls originelle Debatten, die vielleicht später noch zu beleuchten sind.
Wien - Istanbul: für die OSZE eine gute Idee, sich in einem Mitgliedsland zu zeigen und gleichzeitig  grundsätzliche Gedanken über die eigenen Zielsetzungen anzustellen.










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