Mittwoch, 15. Mai 2013

Krankhaft, ja, das ist er, der Geiz

Wir müssen eine Unterscheidung vornehmen: Genügsamkeit ist die Angst, sich zu verausgaben, die Angst, einmal ohne alles dazustehen. Kluge Vorsicht. Oft wird das mit dem eigentlichen Geiz verwechselt. Geiz kann nicht nur nicht hergeben, Geiz will raffen. Die Milliardäre haben ihren Besitz nicht durch Geiz erworben, obwohl sie Musterbeispiele des Geizes sein können. Pathologisch eben. Sie nehmen weg. Das haben auch Königshäuser getan, bis sie genug hatten. Dann saß das Krönchen auf dem Haupt. Abgegeben davon haben sie nur an Ihresgleichen.

Zahnloses Raubtier?

Ich brauchte Jahre, um bei mir nahestehenden Menschen den Geiz zu erkennen. Sie können, je nach IQ, meisterhaft vertuschen, was ihre Krankheit ist. Ein Freund, der sein Leben lang für hübsche Blondinen schwärmte, hatte immer viele Gründe, um den entscheidenden Schritt nicht zu tun: sein Leben und sein Einkommen mit einem anderen Menschen zu teilen. Manche können sogar mit ihrem Körper geizen. Das ist ganz schlimm. Jahrelang habe ich alle Spielchen mitgemacht, ohne die treibende Kraft dahinter zu erkennen. Ich wurde einmal um ein Papiertaschentuch gebeten, mit der Bemerkung, "ich gebe es dir wieder". Unglaublich.

Weiter: man sitzt mit einem Freund im Gasthaus und sagt: "Herr Ober, zahlen". Nur mit einem echten Geizling wird diese Situation peinlich. Er drückt sich, oder, bei geteilter Rechnung, fehlt ihm immer seine Hälfte des Trinkgeldes. Schon mal gemerkt? Beim Geld hört die Freundschaft auf, sagt man. Das muss die Sympathie für den eventuellen Geizkragen nicht schmälern. Man fühlt sich nur ein wenig erniedrigt, weil man nicht mit gleicher Münze zurückzahlen kann. Wer hat, der hat, wer nicht, hat schon gehabt. Es ist ein schwierig Ding. Wie schön sind doch Hingabe und Verschwendung.


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