Dienstag, 23. April 2013

Wiener G'schichten oder G'schichten aus dem Wienerwald

Fatale Assoziationen kommen da in den Sinn: einerseits die Resto-Kette Wienerwald, die in Deutschland den Geschmack für Brathendln endlich zerstörte. Hoffentlich ist das Wirtshaus Wienerwald, ganz nah am Stephansdom, nicht mit diesen ehemals preiswerten Buden in der BRD verwandt oder verschwägert. Andererseits, denke ich an Franz Joseph Strauss, den Bayerischen Löwen, der mal Kanzler in Bonn werden wollte. Es stellen sich mir immer noch die (ergrauten) Haare zu Berge, denn der Weg dieses Folklorekaisers war mit Skandalen gepflastert (Hispano-Suiza, New York, Star Fighter, etc.).

Nein, wir haben es jetzt mit einem wahren Helden zu tun, der wiederum eng mit Wien verbunden ist. Der Walzerkönig hieß auch Strauss. Er ist bei weitem der berühmteste unter den Sträussen, obwohl ein gewisser Strauss-Kahn vor nicht langer Zeit ganz schnell bekannt wurde, als Frauen-Nötiger.  Auch Strauss Vater war kein Unbekannter, vom Neffen Richard Strauss ganz zu schweigen. Johann Strauss II, der Walzerkönig, verdient auch heute noch, im Zeitalter von Rock, Pop, Rap und ähnlichen Lärmquellen, alle Ehre. Über 400 Walzer, Polkas u. ä. hat er komponiert. Sowie Operetten wie "Die Fledermaus", "Eine Nacht in Venedig" oder "Der Zigeunerbaron". Auf den Baron komme ich noch zurück.

Wir wohnen seit Februar in der Blutgasse im 1. Bezirk in Wien. Mozart wohnte ein paar Schritte weiter. Und der Stadtpark ist für den Wiener eine grüne Insel, jenseits des Rings. Leicht zu erreichen, jedoch, da bisher mit viel Schnee bedeckt, jetzt erst von uns aufgesucht, wo alles in Blüte steht. Natürlich lockt das auch die Japaner und all jene, die ohnehin nach Wien gekommen sind, um Sachertorte zu essen. In hellen Scharen umlagern sie hier das süßeste Denkmal, das man je gesehen hat: den Geige spielenden, reich vergoldeten und total ziehrlichen Johann Strauss, den Walzerkönig.

Hinter solchen Genies der leichten Musik steckt sicher eine Frau. Bei Johann steckten gleich drei dahinter: die erste starb nach 16jähriger Ehe, wonach er innerhalb sechs Wochen eine Schauspielerin heiratete, von der er sich wegen ständiger Zerwürfnisse schnell wieder trennte. Die Katholische  Kirche verweigerte jedoch die Scheidung, und Johann Strauss, eben ein Genie, das weiß was es tut, wechselte den Glauben und wurde Staatsbürger von Sachsen-Coburg-Gotha. Mit dieser Großmacht im Rücken, lebte er von nun an mit seiner Adele Deutsch, die ihn u.a. zum Kaiserwalzer und dem Zigeunerbaron anfeuerte.

Frühlingspfütze nicht weit von Johann Strauss II

Seine G'schichten aus dem Wienerwald (1868), Im Krapfenwald'l (1869) und der Banditen-Galopp 1877) waren da schon längst geschrieben. Mein persönlicher Anteil an Johann Straussens Welterfolg blieb bescheiden: als Schüler der Keplerschule besserte ich abends mein Taschengeld mit Statisterei am Stadttheater Pforzheim auf, indem ich im Zigeunerbaron mitsang: "Her den Tschako, her den Hut, siegen oder sterben. Heute muss das Ungarheer siegen oder verderben". Meine abendliche Gage betrug 6 De-Mark. Die Mathearbeit am kommenden Morgen war dann entsprechend.











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