Donnerstag, 18. Oktober 2012

Island, deine Frauen

Yrsa lacht sich gerade kaputt
Dalla, neben ihrem Riesen Agnar
Meine Straßburger Zeit war am Anfang geprägt, auch und immer wieder, durch Besuche bei isländischen Freunden, die es dorthin verschlagen hatte. Vier kleine Mädchen spielten miteinander. Ihre Namen konnte ich lange Jahre nicht auseinander halten. Es wurde oft ganz spät am Abend, und die Gören machten immer noch was sie wollten: spielen, lesen, sich unterhalten. Die kleinste, ein süßer Lockenkopf, trieb es am weitesten, und die Eltern machten keine Anstalten, dieses Junggemüse ins wohlverdiente Bett zu schicken. Erst viel später, bei einem Besuch in Island, wurde ich aufgeklärt. Kinder müssen in Island gar nichts. Sie werden von der ganzen Familie geliebt und gehen schlafen, wann sie wollen. So konnte ich der kleinen Thjódhildur, dem Lockenschopf, gegen Mitternacht noch beim Fussballspiel auf der Straße zuschauen.

Das wäre jetzt Thjódhildur, schalumwickelt

Wie schön, wenn man 4 Töchter hat. Damit lässt sich viel anfangen.Ich hatte nur ein kleines Schwesterlein. Beide waren wir sommers wie winters um 7 Uhr abends auf Schlaftour. In den Sommermonaten allerdings litten wir entsetzlich an Mutters Unnachgiebgkeit: Es war draußen noch hell. Unsere Freunde lärmten noch und spielten Fussball, und wir konnten nicht einschlafen. Wir konnten dann schließlich doch, und Mama hat sich immer damit herausgeredet, dass frühes Schlafengehen noch niemand geschadet habe. Ich denke immer noch: besser, gehorchen, als gar keine Mutter.

Da wäre jetzt auch Eilin drauf, während Dalla bechert.
Die vier isländischen Töchter haben sich längst zu stattlichen Frauen gemausert. Zwei sind Pastorinnen, die eine hoch im isländischen Norden, fast gegenüber dem Polarkreis. Die andere hier in Straßburg, wo sie gerade eine protestantische Gemeinde übernommen hat. Dalla, deren Namen sich wie Dadla ausspricht und Yrsa, deren Namen man sich vielleicht am besten merken kann. Eilin ist ein besonderer Fall: sie lebt in Montreal und lehrt an der dortigen Uni. Und Thjódhildur lebt auf den Westmännerinseln vor Island, hat drei Kinder und einen Manager der Fischindustrie als Mann. Als echte Vikingerinnen reisen sie unverblümt durch die Welt, haben Kinder, singen wie die Nachtigallen und suchen oft ihre Familie zusammen.


Beispiel: Wir lassen unsere Männer zuhause und besuchen Yrsa in Straßburg. Thjódhildur war dort vor kurzem mit den Eltern. Sonst wäre sie auch mitgekommen. Jetzt genießen die drei Schwestern den Spätherbst, der hier gelegentlich die Sonne noch herauskommen lässt, während sich Island bereits auf den Weg in den dunklen Winterschlaf gemacht hat. Es wird fröhlich gegessen und getrunken, geshoppt und telefoniert. Wir Männer sollten uns da etwas heraushalten und, wenn wir dürfen, mitfeiern. Inzwischen gehen die Damen meines Wissens auch zu "normalen" Zeiten schlafen, was die isländischen Erziehungsmethoden im Nachhinein rechtfertigt. Ich sage es gerne nocheinmal: Isländerinnen sind ein Völkchen für sich.








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