Donnerstag, 6. September 2012

Zeit für Zärtlichkeit - Terms of Endearment


Nein, man muss kein Weichei sein, oder warm geduscht haben, um zärtliche Gefühle zu empfinden. Es genügt, dass man an Herbst denkt, an gedämpfte Farben, milde Winde, Wolken, die sehnsüchtig in die Ferne fliehen. Besonders die kühlen Morgenstunden geben sich still und dunstig. Der Lärm des Lebens weicht schon ein wenig. Das Jahresende droht, zwar noch ganz weit weg, aber unausweichlich. Kräftig ist sie noch, die Sonne, aber man möchte sich anschmiegen an etwas. Anlehnen an einen freundlichen Baum. Auch wenn die Blätter sich lösen und zart auf die Erde schweben. Herbstgefühle laden zu Zärtlichkeit ein. Zärtlich zu geliebten Menschen, Tieren, Pflanzen.

Wolfie and Kane

Zärtlichkeit gab es auch schon als Wort im Mittelalter. Es bedeutet auch heute noch Anmut, oder starkes Gefühl der Zuneigung. Es muss nicht erotisch sein, darf aber. Dann geht es um Liebkosungen, die rein körperlich sind, oder körperlich rein. Aber auch ein Lächeln kann Zärtlichkeit zeigen. Männer empfinden es oft als schwer, zärtlich zu sein, weil sie es für eine weibliche Eigenschaft halten. Dabei gibt es nichts schöneres als eine zarte Frau, auf starken männlichen Händen vorsichtig getragen. Das muss jedoch der kleine Junge schon gelernt haben, sonst klappt es nicht. Am besten, man lässt ihn mit den Puppen seiner Schwester spielen, oder einen Hamster großziehen. Oder der Mutter einen Blumenstrauß pflücken. Zärtlichkeit will gelernt werden. Und sie muss erlaubt und geduldet sein. Dann ist sie der Weg zum Glück.

Shirley MacLaine und Jack Nicholson haben in ihrem Film "Terms of Endearment" nicht den richtigen Ton getroffen, obwohl dieser 1983 ein großer Kinoerfolg war. Zärtlichkeit, was besser mit "affection" oder "tenderness" ins Englische übersetzt wird, verlangt keinen Preis. Man schenkt sie und erhält sie. Damit kommt sie der selbstlosen Liebe nahe. Das musste einmal gesagt sein.


EbenSo zärtlich war Suleyken, wie sie Siegfried Lenz beschrieben hat, diese unergründliche blaugrüne masurische Seele, die heute noch wie eine unerfüllte Sehnsucht schimmert. Eigentlich ist sie immer gegenwärtig, diese Zeit der Zärtlichkeit. Man muss nur den Mut haben, sie zu sehen.


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