Freitag, 3. August 2012

Island und seine Blaue Lagune

Gletscherblau

Der Hit jedes Islandreisenden ist die Blaue Lagune bei Reykjavik. Wo gibt es das sonst noch in der Welt: kalte Außentemperaturen, verhangener Wolkenhimmel, steife Brise, und der fröstelnde Isländer begibt sich in einen dampfenden Pfuhl, der 38-40° Celsius verspricht, also Wannentemperatur, und wie ein eisblauer Gletschersee strahlt. Wohlige Wärme tröstet den Isländer, manchmal auch den Touri, auf diese Weise darüber hinweg, dass er sich im hohen Norden nicht am Strand und unter Palmen befindet. Und gesund ist es auch noch, denn das Meerwasser sickert durch die Lava in den Untergrund der Lagune und vermischt sich mit dem Süßwasser im Verhältnis 2 zu 1. Diese unterirdische Sole ist über 200 Grad heiß und überreich an Mineralien und Salzen. Da die schwimmbadüblichen Bakterien bereits tot sind, strotzt die Blaue Lagune geradezu vor Gesundheit. Der leichte Schwefelduft ist da durchaus zu verkraften.


In Island gibt es eine Reihe solcher Badelöcher, auch im Norden der Insel. Deshalb sollte man in Island nie ohne Badeanzug ausgehen. Den Schirm benötigt man nicht, weil die wetterfeste Kleidung eine Selbstverständlichkeit ist. Die heilende Wirkung Islands geht also nicht nur von der frischen Luft aus. Rheumatische Reisende können sich auf die Insel freuen, denn, sollte das Knie schmerzen, wird leicht eine gar nicht billige, aber wirksame Salbe gefunden, die den Schaden in wenigen Tagen behebt. Ebenso geht es mit Schnittwunden, die nicht verheilen wollen: eine Heilkrem (Graedir), bestehend aus wilden isländischen Kräutern, schafft Abhilfe.

Das musste einfach sein!

Ängstliche Damen, die das vorzeitige Altern in Schrecken versetzt, müssen sich nicht an Pariser Kosmetikgurus orientieren, sondern lediglich eine sehr elegante Riesenpackung "Blue Lagoon" erwerben, wo alles drin ist: (ich übersetze aus dem Englischen) 1. Schritt: Reinigung. Mineralischer Schaumreiniger. Mineralischer, zweiphasiger "Einfeuchter" (???) = Toner. Algen-und mineralischer Körperschrubber(???). Algisch-mineralisches Duschgel. 2. Schritt: Verstärken (boost). Schlammmaske aus Kieselerde. 3. Schritt: Beleben(???), Nähren(???). Tageskrem gegens Altern. Nachtkrem gegens Altern. Algen- und Mineral Körperlotion. (Ich weiß, es heißt "Body Lotion", aber, da ich schon mal beim Übersetzen bin, wird auch dieses mit verdeutscht.) Algen- und Kieselerde-Handkrem. Alle diese Produkte, für die ich hier vorbehaltlos Werbung mache, enthalten Wasser, Meerwasser und eine ganze Reihe von Zusätzen, von denen ich nichts verstehe. Sie dienen der Hautpflege.




Neben dem festen Glauben der Isländer an Elfen, Trolle und Gnome, findet man auch ein unerschütterliches Vertrauen in Salben und Tinkturen, die allenthalben angeboten werden und mindestens ebenso teuer sind wie die hochtrabenden Kreationen, die man in Pariser Boutiken erstehen kann. Die Betonung liegt immer auf "Naturprodukt" "Heilkraft" und "Dermatologisch getestet". Island hat also mehr zu bieten als bloße Vulkane, die immer dann nicht ausbrechen, wenn man gerade dort ist. Oder Geysire, die nichts als irdischer Körperspray sind, oder Wasserfälle, die dich nassspritzen, wenn der Wind sich dreht. Oh, Island!

Schöne Pullover gibt's nicht nur in Hannover!


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