Samstag, 21. Juli 2012

Leif Eriksson, der Isländer, der die USA entdeckte



Man stelle sich vor, Napoleon oder Kolumbus hätte Amerika entdeckt. Was für ein Theater wäre das geworden! Millionen von Schulkindern hätte man mit deren Heldengeschichten traktiert. In Deutschland kenne ich nur eine Schule, die den Namen "Leif-Eriksson-Gemeinschaftsschule" trägt. Sie liegt, wie es sich gehört, im hohen Norden, bei Kiel. Ich bin sicher, dass der dortige Jahresabschluss 2012 den unbekannten Entdecker und Berufswikinger Erik nicht unerwähnt ließ. Ansonsten scheint dieser Herr total unbekannt, außer in dem Land, das ihm ein Denkmal gesetzt hat.




In Reykjavik, der Hauptstadt dieses Entdeckers, steht er, hoch aufgerichtet vor der größten Kirche des Landes, der Hallgrímskirkja. Einem schönen Hotel dort hat er ebenfalls seinen Namen hinterlassen. Hótel  Leifur Eriksson. Wie oft es auf dieser Welt einen "quai Napoléon" oder einen Kolumbuskai gibt, lässt sich kaum abschätzen. Das zeigt aber, dass oft die falschen den Ruhm ernten. Napoleon hat nichts gefunden, außer den Ruhm des Feldherren. Christoph Kolumbus hat natürlich seine Verdienste. Er wollte einen Seeweg nach Indien finden und fand Amerika. Nicht schlecht, aber er war nicht der erste. Angeblich auch nicht Leif, der Wikinger. Vor ihm hatte Erik der Rote, der Vater, Grönland entdeckt, und ein Unbekannter, wahrscheinlich im Jahr 986, auf dem Weg von Island nach Grönland, erste Inseln im Südwesten vor Amerika gesichtet. Erik hatte davon gehört und machte sich im Jahr 1001 auf. Auch er fand dort Inseln und nannte seine Entdeckung Vinland. Sein Bruder Thorwald wurde  dann auf der Suche nach Siedlungsgebiet von echten Indianern mit einem Pfeil getötet. Man vergaß jahrhundertelang die ganze Geschichte, und Kolumbus erhielt Gelegenheit, mit seiner Story in die Geschichtsbücher einzugehen. Oder waren es doch die Ägypter, in vorchristlicher Zeit, die Amerika entdeckten?


Um die Geschichte noch verwirrender zu machen, muss gesagt werden, dass Kolumbus zeit seines Lebens glaubte, Indien entdeckt zu haben, dabei war er 1492 auf den Bahamas gelandet. Amérigo Vespucci (jetzt wird es interessant), ein Navigator, der von 1451 bis 1512 lebte, schrieb einen Brief an einen Geld- und Auftraggeber, den der Freiburger Geograph und Mathematiker, Martin Waldseemüller, in einer Einführung in die Geographie 1504 völlig fehlinterpretierte. Er hielt Vespucci irrtümlich für den Entdecker eines neuen Kontinents und schlug als Namen Amerika vor. Mit keinem Wort erwähnte Waldseemüller übrigens Kolumbus, und als er seinen Irrtum erkannte, war es zu spät: Amerika hieß nun Amerika. Das Land Kolumbien erhielt den Namen von Christoph Kolumbus und dessen Erben mussten im 16. Jahrhundert prozessieren, um den großen Seefahrer wenigstens als Entdecker Amerikas anerkannt zu bekommen. Und wo bleibt Leif Eriksson? Neue Erkenntnisse bringen da immer noch keine klare Lösung. Für Island ist und bleibt Leif der Entdecker Amerikas. Ich würde behaupten, dass an diesem nordischen Wollpullover  viele mitgestrickt haben. Lassen wir es dabei.



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