Freitag, 20. Juli 2012

Der Schuh des Manitu - auf großem Fuß lebe du!

Man kann ja alles vernachlässigen, auch die Füße. Menschen mit einem klassischen Fußproblem haben es da leichter: sie sind von klein an daran gewöhnt, sich darum zu kümmern. Meine Tante litt unter einem Hammerzeh. Der schmerzte entsetzlich, wenn sie nicht die richtigen Schuhe trug. Und die richtigen Schuhe waren irgendwie hässlich. Sie kamen selten zum Einsatz.


Schlimmer war es mit einem entfernten Vetter, den Freunde und Frauen entfernten, sobald sie den süßlichen Geruch seines Schweißfußes in die Nase bekamen. Er musste seine Schuhe anbehalten, um nicht unangenehm aufzufallen. Ich, hingegen, war ein glücklicher Mensch. Jemand sagte einmal, ich hätte den klassischen griechisch-römischen Fuß. Also einen Fuß, den man getrost als Vorlage für antike Skulpturen hätte benutzen können. Leider haben meine Füße nie das Glück gehabt, für einen namhaften Bildhauer Modell zu stehen. Man muss damit leben. Das Gefühl, schöne Füße zu haben, ist mir geblieben.

Hasenfüße

Der Zahn der Zeit hat nun folgendes bewirkt: meine Füße scheinen mit den Jahren eine Nummer größer geworden zu sein, ohne dass ich es bemerkt oder zur Kenntnis genommen hätte. Ich fuhr nach Indien und ging dort viel zu Fuß, weil das winterliche Klima im Süden lange Märsche erlaubte. Meine fast neuen Mokassins  drückten zwar, was ich zunächst kaum beachtete, doch der abendliche Gang unter die Dusche brachte Linderung. Dann ging es los: meine linke kleine Zehe machte nicht mehr mit und entzündete sich. Ich kaufte offene Sandalen, die meinen Fuß brutal hin und her rutschen ließen. Besserung gab es dann nur nach ärztlicher Behandlung (Hier wird auf schleichende Werbung für gängige Mittel zur Fußpflege befußt verzichtet).


Der Ort, an dem die Olympischen Spiele gerade beginnen, und wo wegen der beengten Verkehrsverhältnisse viel zu Fuß gegangen wird, brachte den Durchbruch. Als der linke unter meinen Füßen wieder anfing zu schmerzen, ging ich in London in ein gerade vor mir auftauchendes Schuhgeschäft. Innerhalb weniger Minuten hatte ich einen Halbschuh am Fuß, der fast keine Sohle hat, dafür aber im Zehenbereich schön breit ist. Sofort signalisierte mir der Fuß: das ist der, den du haben willst. Der Schuh ist der Richtige. Wir sind wieder glücklich. So einfach kann es sein, wenn man im richtigen Moment das Richtige tut.


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