Sonntag, 10. Juni 2012

Schlucken was gesund macht?

Damit keine Missverständnisse aufkommen: die Pharmaindustrie tut viel Gutes. Sie verdient zwar ein Saugeld an den Gebrechen der Menschen und manchmal sogar der Tiere, aber sie hat auch Verdienste. Viele könnten gar nicht leben, ohne den täglichen Einwurf von Tabletten, Pillen und Tropfen. Bei den einen muss das Blut verdünnt werden, damit es nicht zu Thrombosen kommt, bei den anderen wird der Blutdruck gesenkt, der durch steigende Preise und ähnliches nach oben getrieben wird. Auch der Cholesterinspiegel ist so ein Problem. Und dann die Vorbeugung, die überaus notwendige Prophylaxe. Was muss man da nicht alles schlucken, um über die Runden zu kommen. Wie gesagt, wir arbeiten alle daran, dass das Gesundheitswesen vorankommt, und niemand würde die Genugtuung leugnen, die sich einstellt, wenn man die tägliche Dosis wieder einmal eingenommen hat. Dem Zerfall ein Schnippchen schlagen. So sieht die gefühlte Zufriedenheit von Pillenschluckern aus.


Geht man in die Apotheke, so sitzen dort die Mittelchen schön geordnet in ihren Regalen und lachen dich an. Fenistil, eine Salbe. Capval, ein Mittel gegen Reizhusten. Bepanthen, eine Wund- und Heilsalbe. Vomex A, Dragees gegen Erbrechen. Loperamid AL Akut, Kapseln gegen Durchfall. Omeprazol, bei Sodbrennen und saurem Aufstoßen. Gut, ich gebe zu, dass wir uns da auf eine Sache eingelassen haben, die erst in einigen Tagen beendet sein wird, wenn dann alle in Apotheken verfügbaren Medikamente aufgezählt sind. Probleme habe ich schon beim Lesen der Namen, die für oft einfache Gebrechen erfunden werden. Es muss international, etwas lateinisch und mysteriös klingen, damit es beim Patienten ankommt. Natürlich sind akute Blutungen etwas anderes als potenzielle Blutungen. Magengeschwüre sind keine Magenverstimmungen. Undsoweiter. Dafür sollte es eine klare Sprache geben. Schön wäre es, wenn die Mittelchen in den Apotheken erkennbar angeordnet wären: Hals- Nasen- Ohren- Magen- Krampfadern- Herz- Lungen- Blutdruck- Mittel. Denn das versteht der Mensch. Lateinisch haben die wenigsten in der Schule gehabt.

Also, ich schlage mich herum mit (Datenschutz muss nicht beachtet werden. Ich stehe zu meinen Gebrechen) Clopidogrel, Simvahexal und Atacand. Monate habe ich gebraucht, um das Zeug einordnen zu können. Dabei muss ich auch noch Lefax (Blähungen), Opiclon-CT (Schlafen), Doliprane (französisch), gegen Schmerzen und Fieber parat halten, damit ich bei den ersten Symptomen nicht gleich ins Schleudern gerate. Wie wäre es mit einer Gesundheitsreform, die dem Patienten die Einnahme von Medizin mit verständlicheren Namen etwas versüßt? Habt euch nicht so, ihr Pillen-fabrikanten und -dreher. Ihr verdient ausreichend und könnt ein wenig von eurem verquasten Ross herunterkommen. Oder soll ich euch etwa Movicol empfehlen, ein Pulver gegen chronische Verstopfung?

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