Montag, 4. Juni 2012

Mumbai, Chennai, Leningrad

Es ist eigenartig, wie die Namen von Ländern und Städten sich mit der Zeit ändern. Manche Änderungen werden diplomatisch oder undiplomatisch erzwungen: Formosa wurde Taiwan und Leningrad wieder Sankt Petersburg. Eine Stadt in Kanada hieß zwischen 1854 und 1912 Town of Berlin, und es veranstaltet immer noch ein berühmtes Oktoberfest, und zwischen 1912 und 1916 wurde diese Stadt City of Berlin genannt. Dann wurde aus politischen Gründen Kitchener daraus. Und unsere nicht sehr geliebte Karl-Marx-Stadt wurde dann wieder zum geliebten Chemnitz. Was nicht heißt, dass aus Karl Marx Karl Chemnitz geworden ist.

                                        Und Istanbul war mal Konstantinopel


Berühmte Gurus haben dann schon mal ihren Namen geändert: aus Bhagwan , dem Verehrer von Rolls Royce und hemmungslosem Sex wurde Osho. Seine Frauen nannte er Ma und die männlichen Anhänger Swami. Namen sind eben nicht nur Schall und Rauch, sonst hätte nicht der etwas unseriöse Prinz von Sachsen-Anhalt, ein unadliges Adoptivkind, die spindeldürre Zsa Zsa Gabor zwar geheiratet, doch seinen vornehmen Namen trotzdem behalten. Burkina Faso hieß auch mal anders.
                                                        Ihn traf ich in Bangalore


Leningrad war gar nicht so übel als Namen. Was gar nicht geht, ist das totale Ausmerzen ganzer Epochen, indem man die Namen ändert. Bombay ist immer noch der Name des beliebten Bombay Saphire, der als Gin allerdings in London und nicht in Mumbai hergestellt wird. Leid tut es mir auch um den schönen Namen Madras. Warum heißt das jetzt offiziell Chennai? Man mag nicht gerne an die Kolonialzeit erinnert werden. Dahinter stecken immer welche, die etwas ungeschehen machen wollen. Wir haben keine andere Wahl: alles fließt, alles ändert sich, nur wir, wir bleiben die selben.

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