Montag, 7. Mai 2012

Sexueller Missbrauch - es muss gesagt werden.

Ich gebe zu, ich habe mich im Internet umgesehen, denn ich würde gerne systematisch an die Sache rangehen. Unmöglich, es gibt massenhaft Literatur, Definitionen, Abarten. Es ist nicht meine Neugier, sondern mein Halbwissen, das mich immer wieder nach dieser abscheulichen, unmenschlichen Verhaltensweise fragen lässt. Ja, ich stehe einem Wesen nahe, dem das geschehen ist. Minderjährig, abhängig, lernbegierig, untergeordnet, das heißt von einer Autoritätsperson missbraucht, gegen die es drei Jahre lang keine Auflehnung gab. Sich in die elterlichen Arme flüchten, ging aus bestimmten Gründen damals auch nicht. Also muss ein intelligentes Kind über eine lange Zeit nicht nur sexuelle Nötigung ertragen, sondern auch stumm bleiben, weil die Scham immer größer wird.

Ein heranwachsendes Kind, das auch noch überaus lerngierig und talentiert ist, empfindet eines als besonders katastrophal: die Machtlosigkeit. Seiner Kindheit beraubt werden, betatscht und sexuell ausgenutzt werden, sind dann der kindliche Alltag. Das unterdrückte soziale Verhalten, das Wegbleiben von ganz natürlichen Freundschaften sind die Last, die auf einem solchen Menschen lastet, der viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte braucht, um aus diesem Hexenkreis vielleicht wieder herauszukommen. Ganz zu schweigen von der wahrscheinlich zerstörten Sexualität, die jede erwachsene und freiwillige Beziehung zunichte machen kann.


Ein englischer Film, der das Milieu strafrechtlicher Justizorgane schildert, zeigte es deutlich: ein junges Mädchen kann brutalst missbraucht worden sein. Dennoch kann es sein, dass der Übeltäter unter Umständen mit Freispruch davonkommt. In einer Kleinstadt ergeben sich dann auch noch andere Aspekte: die Nähe zum Täter, der Ruf, denn der Freispruch basiert auf der mangelnden Glaubwürdigkeit des Opfers, das als dumm und verliebt verunglimpft wird. Dann, einige Tage nach dem Freispruch, geschieht etwas (Film ist Film): der Vergewaltiger wird tot aufgefunden. Als Zuschauer atmet man auf. Es war die Mutter des Opfers, die selbst missbraucht worden war und aus Scheu von einer Verfolgung ihres Peinigers Abstand genommen hatte. Fast atmet man erleichtert auf, denn es ist späte Gerechtigkeit geschehen. Häusliche Gewalt und familienbezogener Missbrauch, wie oft hört man davon, sind nur ein Teil dieses Übels. Man kann als Mitbürger nicht genug wachsam sein, wenn man einen Verdacht hegt. Und viel Mut gehört dazu, diese schreckliche Blase zum Platzen zu bringen. Und man  kann sich täuschen, was sehr menschlich ist.

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