Dienstag, 22. Mai 2012

London, kaum Hundekot auf den Straßen. Teil 3




London lässt dich so schnell nicht los. Wir mussten auf jeden Fall in die Barbican Art Gallery, wo bis zum 12. August eine großartige Ausstellung über das Bauhaus stattfindet. Es sind nicht so sehr die allbekannten Beispiele bauhaus'scher Aktivitäten, die gezeigt werden, sondern eine Unmenge (über 4oo) von Exponaten, die den Umfang und die Reichweite des Bauhauses verdeutlichen, ihre bekannten und weniger bekannten Gesichter, also eine Art Bauhaus-Appetitanreger auf höchstem Niveau. Malerei, Bildhauerei, Keramik, Textilien, Möbel, Grafiken, Produktgestaltung, Theater, Architektur, Film und Fotografie sind vertreten. Die großen Namen: Walter Gropius, der Gründer, Lyonel Feininger, László Moholy-Nagy, Marcel Breuer, Paul Klee, Oskar Schlemmer, Josef Albers.... Weitere Berühmtheiten können hier nicht aufgezählt werden. Wesentlich ist das, was von der damals weltweit führenden Schule für moderne Kunst und Gestaltung heute übrig geblieben ist: ein immer noch weltweit wirksamer Hort der Anregung und Inspiration. Der Weg von Weimar (1919) über Dessau nach Berlin, wo die Nazis (1933) dem Tun des Bauhauses ein vorläufiges Ende bereiteten, hat sich über den ganzen Globus verbreitet. Die Ausstellung gibt dazu einen schönen Überblick.


Dann, im selben Gebäude etwas höchst Erstaunliches: Song Dong, ein chinesischer Konzept- und Installationskünstler, zeigt eine Installation unter dem Titel: "wu jin qi Yong", 'Waste Not' (Verschwende nicht). Über 10000 Artikel, durch die man sich schlängeln muss. Der Hintergrund: als Song Dongs Vater 2002 starb, fiel seine Mutter in tiefe Depressionen. Seit der Kulturrevolution des Großen Vorsitzenden Mao, 1966 (Jahr, in dem auch Song Dong geboren wurde) galt in China die Devise: alles aufheben, wer weiß, wozu es noch gut ist. Überleben durch sammeln und bewahren. Zhao Xiangyuan, die Mutter, hatte alles beiseite geschafft, was nicht mehr unmittelbar gebraucht wurde, auch kleine Stückchen Seife, oder die Verschlüsse von Plastikfläschchen. Mit dem Tod des Vaters trat die große Leere ein, und Song Dong überlegte, wie er das verzweifelte Horten von Gegenständen künstlerisch nutzbar machen konnte, indem er seiner Mutter die Rolle einer Mit-Künstlerin zuwies. Die Installation ist sehr packend. Sie wurde schon in New York, Peking, Tokio und Südkorea gezeigt. Der pure Anblick
von Müll (denn das ist es letztlich) gibt viel zu denken. Was ich nicht verstehe ist, dass Londoner immer noch behaupten, ihre Stadt sei schmutzig, Deutschland hingegen sauber. Ist das eine optische Täuschung?

                                                                       Deckel.....

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen