Dienstag, 22. Mai 2012

London, eine Provinzhauptstadt? Teil 2

Wer durch die Straßen schlendert, kann auch die Londoner Kleinstadt entdecken, doch die große Mode wird dort auch gemacht. In Paris sind die Töne etwas lauter, in London trifft man dagegen leicht Leute, die davon erzählen, wie sie in Australien oder Hongkong oder Singapur auf dem Flughafen herumsaßen, und nach der glücklichen Heimkunft erst mal ins Pub gingen um sich abzuregen.





Cath war eingeladen, zusammen mit einem bekannten Journalisten, Joshua Rozenberg, am Abend einen Vortrag zu halten: Challenges of European Communications. Das fand im CIPR am Russell Square statt. Die interessierten Zuhörer wollten mehr über die Praktiken des öffentlichrechtlichen Fernsehens in Sachen Öffentlichkeitsarbeit wissen. Es ging im einzelnen um im Vereinigten Königreich anstehende Menschenrechtsfälle, die am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg verhandelt werden. Oder Habe ich da etwas falsch verstanden? Es war auf jeden Fall unterhaltsam und aufschlussreich. Das CIPR ist nicht etwa das Centre for Integrated Petroleum Research, das es auch gibt, sondern das Chartered Institute of Public Relations, das weltweit operiert und die frohe Botschaft der PR angemessen vertritt.




Das wahre Gruseln lernt man jedoch bei einem Besuch im Tower of London, der aus verschiedenen Towers besteht: White Tower, Bloody Tower, Beauchamp Tower, Cradle Tower, und irgendwo sind dann die Kronjuwelen versteckt. Das Gruseln kommt jedoch von den lauthals vorgebrachten Schilderungen eines Yeoman Warders, eines schauspielerisch begabten Wärters, der mit sichtlichem Stolz und bluttriefender Häme die Abschlachtungen des Mittelalters schildert. Kinder sind da eine besondere Zielgruppe. Fasziniert hängen sie an den Lippen des Schilderers vergangener Grausamkeiten, etwa der Köpfung von Anne Boleyn, der zweiten Frau von König Heinrich VIII, die am 2. Mai 1536 des mehrfachen Ehebruches und anderer Delikte angeklagt wurde. Wie der Kopf wegrollte, der von einem französischen Henker mit Erfahrung mit einem Streich vom Körper getrennt wurde. Ihre Schuld hat sie nie zugegeben. Der Menschrechtsgerichtshof in Straßburg hätte dazu sicher ein Wörtchen zu sagen gehabt. London: Zeugen der Vergangenheit und daneben massive Neubauten von unglaublicher Eleganz.

                                                              Tower power?


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