Dienstag, 15. Mai 2012

Kartoffelsalat, aber badisch!






Welche Kartoffel nimmt man? Festkochend sollte sie schon sein. Dann beginnt der Stress für all jene, die sich für Kartoffelsalat mit Radieschen und Gurken, mit Speck, den Mediterranen oder Siebenbürgener oder den nach Omas Art entscheiden. Auch der KS mit Tintenfisch scheint eine Option zu sein. Zum Schwäbischen komme ich noch.

Zunächst meine Geschichte: am badischen Schwarzwaldrand, nicht weit von Offenburg, war ich zu einem Geburtstagsessen in ein populäres Gasthaus eingeladen, zusammen mit etwa 30 anderen Gästen. Das Essen war denkbar einfach: Spanferkel mit Kartoffelsalat. Einfach köstlich. Ich hatte meine Dosis Ferkel bereits einverleibt, als ich mich entschloss, mich nur noch dem Kartoffelsalat zu widmen. Es gab davon Unmengen, und das war gut so, denn die Gäste "hauten rein", als hätten sie eine wahre Delikatesse vor sich. Und eine Delikatesse war dieser Kartoffelsalat, der sich als urbadisch herausstellte. Im Trubel der Geschehnisse war es mir nicht möglich, das Rezept zu erfragen. Ich musste auf eine andere Gelegenheit warten.

Inzwischen hatte ich alle Arten von KS durchgeprüft. Meist empfand ich eine fast religiöse Abneigung gegen die saloppe Art, mit der man mit der Kartoffel umging. Vor allem Mayonnaise, igittigitt! Andererseits muss ich gestehen, dass so manch einer eigentlich ganz genießbar war. Doch seit ich den badischen KS selbst inszeniere und mich an die Ahs und Ohs meiner oft ausländischen Gäste (damit sind auch Norddeutsche gemeint) gewöhnt habe, weiß ich, dass es nur diesen einen gibt. Das erwies sich bei der Feier der Hochzeit meiner Tochter als Rettung, denn das Wetter war so herrlich und die etwa 130 Gäste erwiesen sich als so hungrig, dass alle logistischen und gastronomischen Vorkehrungen sich womöglich als unzureichend herausstellen mussten.

Kurz vor dem großen Ereignis fuhr der liebende Vater (das bin ich) in ein Dorf in der Nähe von Lahr, um eine Kartoffelsalatspezialistin aufzusuchen. Sie sagte zu, am Vortag einen badischen Kartoffelsalat vorzubereiten für 130 Personen. Die Hochzeit war damit gerettet, obwohl wegen vieler anderer Leckereien für manchen Gast noch ein paar Portionen zum mit Nachhausenehmen übrig waren. Natürlich musste ich aus der Künstlerin das Rezept geradezu herauspressen. Hier ist es:

Am Vortag: ausreichende Menge festkochender Kartoffeln (sie können auch aus Zypern stammen!) abkochen, abschrecken, schälen und in Scheiben schneiden. Wenn die Kartoffeln noch warm sind, eine kalte Fleischbrühe drübergießen und das Ganze 30 Minuten ziehen lassen. Bei kalten Kartoffeln empfiehlt sich eine warme Fleischbrühe. Dann einen kräftigen Essig (nicht zu viel, bitte!) hinzufügen, sowie eine satte Menge frischgeschnittener Petersilie. Dann einfach mit etwas Pfeffer abschmecken und ein gutes Salatöl verwenden (kein Olivenöl). Es kann auch Dill hinzukommen, oder Liebstöckel und Salatrauke. Badisch bedeutet jedoch: keine Zwiebeln, weil dann der KS eine leicht schwäbische Note erhält. Der KS kann sofort oder am Tag nach der Herstellung genossen werden. Wer allerdings diesen glänzenden, schleimigen, triefenden nach Weißgottwas schmeckenden Kartoffelsalat bevorzugt, dem ist nicht zu helfen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen