Montag, 14. Mai 2012

Bin ich attraktiv?

Ich kann es nicht glauben: erst werde ich im Facebook angemacht. Möchtest du mein "friend" sein? Es sind meist Freunde, die ich schon seit Jahren kenne und denen ich freundschaftlich verbunden bin. Jetzt wollen sie es schriftlich haben. Mit Profil und so. Trotzdem widerstrebt es mir, dem Facebook Dinge anzuvertrauen, die normalerweise Vertrauensbeweise für Freunde sind. Wenn ich jahrelang den Kontakt mit Freunden habe einschlafen lassen, dann deshalb, weil sie unerreichbar weit weg leben oder Partner(innen) haben, die mir die Haare zu Berge steigen lassen.





Mit der telefonischen "flatrate", der preisgünstigen Art, in 20 Länder zu telefonieren, kann ich vieles tun, was mir das Facebook verbietet. Ich kann auf dem Klo sitzen und mit meiner Schwester in Amerika plauschen. Sie muss ja nicht wissen, was ich so treibe. Und mein Profil hat sie schon seit sie meine Schwester ist. Telefonieren hat noch einen anderen Vorzug: Man ruft selten jemanden an, um zu sagen, "Hallo, I like this and I like that". Das Facebook vermittelt auch nicht so richtig die Stimme eines Menschen, oder dessen Stimmung. Es bleibt Oberfächengebrabbel. Das Telefon ist persönlich. Wer es erfunden hat, müsste heute noch täglich geehrt werden. Statt dessen, nähern wir uns der Milliarde Facebooknutzer. Die Masse bringt's. Aber, was bringt sie eigentlich? Wenn ich meine Einsamkeit elektronisch zukleben möchte, lege ich mir ein neues Dutzend facebook friends zu. Dann bin ich immer noch einsam. Wenn ich aber ein Telefon habe, lasse ich es hin und wieder klingeln. Es kann also sein, dass ich als Telefonierer nicht attraktiv genug bin, um mein volles Profil ins Facebook zu hängen. Ich scheiß drauf.

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