Montag, 28. Mai 2012

Der alltägliche Rassismus.

Zehn kleine Negerlein, an diese Geschichte erinnern sich vielleicht noch einige, da waren's nur noch: eins...

Wie soll ich beginnen, ohne mich gleich als fernsehsüchtig zu outen? Ich sah eine Sendung mit einem bekannten Fernsehkoch. Diese Sendungen sind mir ein Gräuel. Köche, die sich wohl einen Stern erkocht haben, reizen ihr ohnehin schon starkes Ego, indem sie auch noch eine Kochsendung machen. Natürlich interessiert jeden, ob man dabei etwas hinzulernen kann. Ich habe fasziniert zu-gesehen und -gehört als dieser begabte Koch etwas aus seinem Leben erzählte. Er sei mit vier Jahren zu Pflegeeltern gekommen, denen er viel verdanke. Was er inzwischen geleistet hat, ist beachtlich: er hat sich zum Spitzenkoch hochgekocht, eine eigene Kochschule eingerichtet (ich glaube, für Kinder), ein Buch geschrieben (glaube ich mich zu erinnern) und vor zwei Jahren ein Spitzenrestaurant in einer Großstadt eröffnet. Daneben singt er auch gelegentlich.

Sein noch junges Leben war schon bewegt genug, um ihn als einen erfolgreichen, intelligenten und begabten Menschen nicht übermütig, arrogant und selbstgenügsam werden zu lassen. Wie gesagt, ich war fasziniert. Endlich mal ein Deutscher, dem man das Deutschsein nicht sofort ansieht, der nicht alles besser wissen muss und der ein gutes, kosmopolitisches Selbstbewusstsein besitzt. Seine leiblichen Eltern traf er wieder: er besucht sie regelmäßig in London, wo sie einen Laden betreiben. Seine Pflegeeltern und die drei Schwestern liebt er, wie
das ein rechter Sohn tut, der die elterlichen Anregungen brav und gelehrig in sich aufnahm.


Jetzt, wo der Erfolg offensichtlich da ist, lässt er alle seine Eltern daran teilhaben. Sie sind zurecht stolz auf ihn. Doch manchmal fragt er sich: Wo gehöre ich hin? Natürlich in sein Restaurant, wo er Spitzenleistungen vollbringt: die "Schote" in Essen. Natürlich auch irgendwie nach Dithmarschen in Schleswig-Holstein, wo seine Mutter herkommt und wo er seine Tanten hat, nach Stuttgart (?) wo seine Pflegeeltern leben oder nach London, wo er seine leiblichen Eltern besucht. Und, natürlich nach Ghana, dem afrikanischen Staat mit der Elfenbeinküste im Westen und Togo im Osten. Den alltäglichen Rassismus in Deutschland hat er nicht so schlimm erfahren wie andere. Er kann damit leben. Schließlich ist er ein toleranter, aufgeklärter und wahrscheinlich fantastisch (und nicht vor Wut) kochender Deutscher: Nelson Müller.

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