Donnerstag, 24. November 2011

Zypern, meine große Liebe?

In den frühen achtziger Jahren hatte ich im türkischen Teil der immer noch geteilten Mittelmeerinsel Zypern ein Haus erworben und, so gut ich konnte, dort meine freie Zeit verbracht und dort den ewig blauen Himmel bewundert. Die Streitigkeiten zwischen der türkisch- und der griechisch-zyprischen Bevölkerung blieben weitgehend unsichtbar, denn die Insel wird auch heute noch von einer Demarkationslinie, der Green Line, durchschnitten, die durch Truppen der Vereinten Nationen kontrolliert wird. Von meinen griechischen Freunden hatte ich damals nur Unverständnis und auch offene Feindseligkeit zu spüren bekommen, wenn sie erfuhren, dass ich es gewagt hatte, im international geächteten türkischen Teil Urlaub zu machen. 

Inzwischen hat sich die Lage etwas entspannt. Beide Lager bekunden Interesse daran, die ethnischen Gruppen friedvoll wieder zusammen zu führen. Allerdings bleiben viele Probleme ungelöst. Frühere Besitzer von zwangsweise oder freiwillig verlassenen Häusern und Grundstücken wollen zurück oder wenigstens angemessen entschädigt werden. Die große Frage ist jedoch, wer gibt in einem "wiedervereinigten" Zypern den Ton an? Wie soll ein Land regiert werden, das von einer Mehrheit zyprischer Griechen im Süden und einer türkischen Minderheit im Norden bewohnt wird? Viele Jahre sind seit der Teilung vergangen und einige werden noch vergehen. Doch die Grenze ist durchlässig geworden. Es gibt neue Hoffnung.

Als ich 1984 in einem Café im Zentrum von Kyrenia, das die Türken Girne nennen, mit einem Zyprer ins Gespräch kam, erzählte er mir, dass er seinen Sohn, den ich später auch mal traf, nach London auf eine "Business School" geschickt hatte, damit er etwas lernen sollte. Die ehemalige Kolonialmacht Großbritannien hatte die Insel 1960 in eine prekäre Freiheit entlassen, mit der die griechisch dominierte Insel nicht zurecht kam. Der Konflikt führte letztendlich zur Teilung und zur Entstehung zweier total voneinander getrennter Gebilde. Ahmets Vater hielt mich gelegentlich auf dem Laufenden. Daher wusste ich, dass Ahmet später als Politiker Karriere machte, worüber ich mich freute. Als ich über zwanzig Jahre später durch Zufall erfuhr, was Ahmet alles erlebt hat, und dass ich, ohne es zu wissen, mit seiner großen Liebe bekannt war, bevor er sie dann wieder gesehen hatte, beschloss ich, deren Geschichte aufzuschreiben. Sie hat die Form eines Kurzromanes angenommen, den ich in "Raten" hier wiedergeben möchte. Kristina stammte von der griechischen Seite. Es war nach der Teilung der Insel, 1974, so gut wie undenkbar, dass ein Inseltürke und eine Inselgriechin zusammenkommen. Doch die Liebe findet immer Wege, manchmal auch Umwege. Meine Geschichte, von der ich hoffe, dass sie auch in Details noch stimmt, nenne ich "Ahmet und Kristina".


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