Mittwoch, 6. Juli 2011

Olympische Spielereien

Es gibt zwei Sorten von Menschen: die Sportlichen und die Unsportlichen, zu denen ich wahrscheinlich gehöre. Doch immer wenn die olympischen Spiele anstehen, packt mich eine seltsame Unruhe. Ich möchte dabei sein und denke, ich hätte meinen Sieg im Fünfkampf noch etwas ausbauen können. An den Spielen habe ich selbst nie teilgenommen. Doch als jetzt die recht umständliche Verkündigung aus Durban in Südafrika über die Kanäle ging, war ich dabei. Brav saßen sie da, die Vertreter Bayerns (nicht ohne den gewichtigen Beistand des Bundespräsidenten), die aus dem französischen Annecy und die Koreaner, die nach langem zeremoniellem Hin und Her zum Sieger ausgerufen wurden, nicht ohne dass vorher die Olympyahymne für Millionen Zuschauer eingespielt wurde, zur unnötigen Verzögerung der Prozedur. Jetzt heißt der Winterolympiasportort 2018 Pyeongchang, ein Ort, mit dem vielleicht nur echte Sportler etwas anfangen können. München hat es nicht geschafft. Darum trauere ich ein wenig. Ebenso um das schöne Annecy, das in Frankreich an einem See weiterschlummert und 2018 auch nicht als Gastgeber auftreten darf.

Als ich meinen Preis entgegen nahm, ich war gerade 10 Jahre alt, sagte der Sportwart zu uns allen: nur einer kann gewinnen, aber das Wichtige ist immer, dass man mitgemacht hat. Für die Verlierer war dies ein billiger Trost, denn mein Gewinn war sensationell: eine gelbe Steinguttasse, die meine Mutter nun wirklich nicht gebrauchen konnte, und: (ich möchte es etwas spannend machen und den Leser - so ist das heute - noch auf die Folter spannen) eine frische Brezel, die sofort mein Herz höher schlagen ließ, denn in der unmittelbaren Nachkriegszeit war eine Laugenbrezel (die es ohne Lebensmittelmarke gar nicht gab) eine ungeheure Kostbarkeit. Ich denke, dass die Ausrichtung von Olympischen Spielen dagegen (all die Medaillen in Gold, Silber und Bronze) ziemlich kostspielig ist, sozusagen die Olympischen Kostspiele. Nicht jeder kann da mithalten.

Dabeisein, wenn's ums Zahlen geht, ist nicht jedermanns Sache. Das war auch in der Antike schon so, wo deshalb die Spiele am Fuße des Olymp zu Ehren des Göttervaters Zeus veranstaltet wurden. Es ist nicht bekannt, dass der alte Herr damals irgendwelche Gelder oder Tantiemen entgegen genommen hätte. Ein wenig Weihrauch und mit Blumen umkränzte Jungfrauen haben es auch getan. Bei den Wettkämpfen dabei sein, war der Gedanke. Eine gewisse Körperertüchtigung als Nebenprodukt war sicherlich auch im Sinne der damals noch in den Kinderschuhen daherkommenden Medizin.

Inzwischen haben sich die Dinge weiter entwickelt. Das ganze Tralala kann nicht darüber hinweg täuschen, dass die Olympioniken heute gerne mit Aufputschmitteln ihre Gewinnchancen verbessern. Dabeisein ja, aber es muss auch etwas dabei herausspringen. Schade, dass es immer noch einige Idealisten gibt, die glänzende Augen kriegen, wenn andere das Rennen machen. Sie sind die wahren Verlierer.



Da lobe ich mir die koreanische Direktheit. Als ich sofort nach der Verkündung der Vergabe der Winterspiele 2018 an Korea in das koreanische Fernsehen umschaltete, erfuhr ich zwei interessante Dinge: 1. es war mitten in der Nacht, als die gute Nachricht Korea erreichte, und das ganze Land fing an zu feiern. 2. Sofort wurde verkündet, dass sich das Land einen wirtschaftlichen Gewinn von ungefähr 27 Milliarden Dollar errechnet. Wie schön, wenn man dabei sein kann.

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