Freitag, 8. Juli 2011

Werbung, die Pest der Neuzeit

Ich habe es sooooo satt. Will jedoch nicht einen Rundumschlag gegen Werbekampagnen lostreten. Ein bescheidenes aufmerksam machen auf die Vorzüge einer Ware, warum nicht? Gute Information, zum Beispiel, dass in einer Unterhose ein Gummizug aus indonesischem Latex eingearbeitet ist. Dass dieselbe endlos oft bei 60 Grad gewaschen werden kann. Warum nicht? Wen's interessiert. 70% Kakao in der Schokolade. Ein guter Hinweis. Werbung scheint Sinn zu machen. Obwohl: das frenetische Herumgelüge über die Herkunft und Zusammensetzung von Waren. Das Kleingedruckte, das man fast nicht lesen kann. Die Verfallsdaten, die man oft nicht findet. Abbildungen von süßen Kindern, wenn es um Kekse geht, oder von Bananen, wenn der Bananengeschmack im Labor erzeugt wurde. Die aalglatte Höflichkeit an der Kasse: Hallo, ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag. Ja, wir lieben Lebensmittel und lesen, was gesund macht. Dennoch habe ich das alles satt.

Das HB-Männchen war richtig lustig. Wer wird denn gleich in die Luft gehen? Oder die adrette Dame von Henkel, das Kleid offensichtlich frisch, vielleicht aprilfrisch, gewaschen? Für den Rest fühlte man sich in Ruhe gelassen. Heute ist alles Werbeträger. Das steigert den Umsatz. Sollte dieser zurückgehen, dann nur deshalb, weil der Konsument nicht genug in der Tasche hat. Oder, könnte es sein, dass dieser sich überlegt, ob er den angepriesenen Schrott überhaupt benötigt?

Die Qualität des Fleisches, um nur eines von zahllosen Beispielen zu nennen, vor allem in den Supermärkten, ist zum Kotzen. Die Nackensteaks werden mariniert, damit sie Geschmack erhalten. Konservierungsstoffe, Geschmacksstoffe, Zusätze jeder Art, das Ganze zu Niedrigpreisen, was nicht heißt, dass die teurere Ware gesünder wäre. Mit Hilfe von Selbstpreisungen wie Premium, Gourmet, Feinkost, etc. wird die Illusion genährt, es handele sich um eine ausschließlich für den Kunden selektionierte Delikatesse. Zu viel des Guten. Kaum ein Artikel (außer Klopapier), der ohne Selbstbeweihräucherung in den Einkaufskorb wandert. Hält man uns alle für Deppen?

Es geht mir jedoch hauptsächlich um die Fernsehwerbung. Hier werden wir generell für debil gehalten. Frenetisch die Minuten vor den Nachrichten: Fragen sie ihren Arzt oder Apotheker. Das Hinziehen, wenn die Werbemännchen schon auf den Wetterbericht hinweisen und man gespannt auf Inge Niedek oder sonst einen Wetterguru wartet. Noch 'n Spot und noch 'n Werbespot. Das Sponsoring ist eine Geissel der Menschheit geworden. Ich schalte natürlich den Ton weg. Dennoch kann ich nicht umhin, mich rasend zu ärgern. Wir zahlen die sogenannten Rundfunkgebühren. Dann müssen wir mit ansehen, wie Lebensmittelheinis, Wundermittelhändler, Versicherungstrottel und Bankenfuzzis mit den Kosmetikfritzen um die Gunst des Zuschauers miteinander konkurrieren. Um das Ende dieses Terrors einzuleiten (ich glaube, es geht) schlage ich folgende, höchst legale Maßnahmen vor:
-beim Sitzen auf der Couch, sofort den Ton wegnehmen, wenn Werbung kommt;
-nie einen Artikel kaufen, der in der FSWerbung angepriesen wird;
-beim Kauf von Waren immer darauf achten, was das Kleingedruckte sagt;
-gelegentlich auch mal etwas an der Kasse zurückgeben mit dem Hinweis: zu teuer, zu voll von   Chemikalien, Manipulation mit dem Gewicht, Zerfallsdatum unsichtbar, oder täuschender Inhalt;
Auch das Mittelalter hat lange gebraucht, um die Pest zu besiegen. Fazit: man stirbt  zwar nicht an der televisuellen Werbung, aber sie ist total unnötig, irreführend und für den normalen Menschen eine Zumutung.

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