Donnerstag, 16. Juni 2011

Von Heuschrecken und sonstigen Plagegeistern

So viel weiß man: die Heuschrecken gelten als biblische Plage, die eventuell im Gewand einer Strafe Gottes immer wieder über die Menschheit hergefallen ist. Brrrr! Für einen kindlichen Naturforscher sieht in unseren Breiten die Sache ganz anders aus: vor allem die grünen Grashüpfer können ein Kind in freudige Aufregung versetzen. Kaum versucht es, das sprungbeinbewehrte Tier mit der Hand zu fassen, hat sich die Schrecke mit einem Riesensatz aus dem Staub gemacht. Die ganz großen Heuschrecken (manche können bis zu 25 cm Länge erreichen) haben es da schwerer. Bevor sie zum Sprung ansetzten, der auch ein Flugstart in die Lüfte sein kann, zögern sie. Die Erdschwere muss überwunden werden. Der Sprung sollte sich auch irgendwie lohnen. Das ist bei einem Hubschrauber nicht anders. Das Aufspüren von Geschlechtspartnern geschieht allerdings durch das Hervorbringen von Zirplauten, die dem einsamen Schläfer manchmal auf den Geist gehen können. Von Hubschraubern ist man da andere Laute gewöhnt. Diese entstehen jedoch Gottseidank nicht im nächtlichen Garten.

Seit der industriellen Revolution, die bekanntlich im 19. Jahrhundert von Manchester ausging, wissen wir, dass es Menschen gibt, die nehmen, was sie kriegen können. Ihnen genügt es nicht, täglich eine Flasche Champagner und ein Kilo frische Gänseleber zu verkosten. Nein, sie wollen sich 1000 Flaschen pro Tag und zur Gänseleber auch noch eine Tonne Hummer leisten können, und dann noch einige Milliarden auf dem Konto haben. Die Frage heißt jetzt nicht: "gibt es das?", sondern sie lautet: "warum"? Das haben Karl Marx und Friedrich Engels, die sich ja intensiv mit dem Manchesterkapitalismus auseinandergesetzt haben, nicht herausfinden können, obwohl sie einiges von dem bereits verstanden haben, was man heute unter Heuschreckenmentalität versteht. Versuchen wir daher eine Definition, die nicht zu sehr ver(heu)schreckt: mit Geld kann man alles kaufen, auch wenn man nicht alles braucht. Der gesunde Menschenverstand spielt dabei keine Rolle. Häuser, Yachten, kleine Inseln, politische Parteien in großen Ländern und große Parteien in kleinen Ländern. Das alles ist käuflich.

Die Liebe könnte dabei etwas zu kurz kommen, weil die dafür benötigte Zeit Geld ist. Aber Sex kann man in jeder Form haben, vor allem, wenn man auch noch prominent ist. Einen Doktortitel benötigt man weniger, bekommt ihn aber mühelos geschenkt. Und, wer will denn noch als Milliardär Honorarkonsul von Honolulu werden? Also, Liebe und Geld scheinen nicht so recht zusammen zu passen. "Elvira, Jean-Philippe, ich liebe dich. Zwar bin ich klein und fett, und ich rieche manchmal, aber, hier sind meine Anteile aus dem Bananengeschäft. Die gehören jetzt dir, wenn du mich liebst". Elvira oder Jean-Philippe
sind richtige Menschen. Geld hätten sie auch gerne, aber ehrlich verdientes. Und lieben möchten sie wie in biblischen Zeiten, wo es noch Jäger und Sammler gab. Die haben sich nur genommen, was sie brauchten. Was schließen wir daraus? Der Mensch braucht vielleicht Liebe, aber keine Heuschrecken.

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