Freitag, 4. Januar 2019

Dann wollen wir wieder....

Das sagte mein Geiglehrer zu mir, als ich etwa 9 war und mit meinem vorsintflutlichen Geigenkasten zu Herrn Hummel geschickt wurde, weil er angeblich Geigunterricht geben wollte. Die Talentlosigkeit, beiderseits, hatte sich schnell herausgestellt, doch bemühten wir uns beide, dem Bildungshunger meiner Mutter einigermaßen gerecht zu werden.

Das ging nicht lange gut. Dann wurde der kindersargähnliche Kasten (in schwarz) wieder zu anderen musikalischen Vorfahren berufen. Er verschwand irgendwo unter dem Dach, wo sich kein Schwein um ihn kümmerte. Von meiner Oma väterlicherseits wurde ich mit Wohlwollen bedacht, denn sie sebst konnte noch nie einen Ton halten, den man als solchen hätte erkennen können. Nicht nach Noten, sodern nach Strich und Faden war bei ihr immer alles Musikalische flott daneben gegangen.

Doch mein Vater hatte einmal behauptet, er sei ebenfalls unmusikalisch und könne auf dem Klavierhocker nur einen Kopfstand machen. Ich besaß schon damals die Klugheit, es nicht auf einen Versuch ankommen zu lassen. Dafür muss er mir heimlich dankbar gewesen sein. Väter sind keine Unmenschen, und Mütter können manchmal das Ungeheuerliche sogar verhindern. So beschränkte sich die Neigung zur Katastrophe bei Papa auf das einmalige "Schaben" von Spätzle in kochendes Wasser: er hatte statt Salz Zucker ins Wasser getan.  Dann durfte er in der Küche nicht mehr tätig sein. Nichteinmal das Abkochen eines normalen Hühnereis wurde ihm mehr gestattet. Das war auch gut so.

Meine eigentliche Karriere als Violinist verlief wie das sogenannte Hornberger Schießen (Lexikon unter "Hornberg"). Ich probierte meine Talente auf anderen Gebieten aus. Zum Beispiel konnte ich mich in jedes Mädchen verlieben, das meines Weges kam. Wenn ich dann der zu erwartenden Abfuhr geschickt ausgewichen war, freute ich mich schon auf die nächste Schönheit. Heute würde man das "Sexismus" nennen. Da kann ich nur lachen.

Wer als Junge sich nur duckt und nicht nach der anderen Seite schielt, der verpasst einiges. Das wahre Glück kommt nicht alleine daher. Eine leicht speckbeladene Hüfte zum Anfassen wirkt da Wunder. Zweisamkeit könnte das genannt werden. Das wahre Glück ist also ein Doppelpack. Friede seiner Asche! Ich meine Herrn Hummel.

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