Montag, 2. April 2018

Vater, Papa, Dein Tag.

Es ist erstaunlich, dass ich nicht Urgroßvater bin. Die notwendige Reife dazu habe ich erlangt. Andererseits hat Cath sich so gut gehalten, dass sie sich locker als meine Tochter oder Enkelin ausgeben könnte. Ich scherze damit, um unseren Altersunterschied von 20 Jahren zu verharmlosen. Bald ist Muttertag. Dann wird wieder die Mutter gefeiert. Wohl auch aus schlechtem Gewissen seitens der Männer. Sie nehmen allzu vieles für selbstverständlich und finden oft die richtigen Worte nicht.

Papi mit Schwestern. 
Doch will ich angesichts drohender Muttertage jetzt meine Lanze für den Vater brechen. Ich hatte den liebsten Vater, den man sich vorstellen kann. Papa nannte ich ihn. Er las mir Märchen vor und kam zusammen mit mir und meinem Schwesterchen dabei ins Schluchzen, sodass er nicht mehr weiterlesen konnte. Bei meinen Streichen, die ich mir als müpfiger Junge leistete, lächelte er mich gütig an und ließ es gut sein. Ich bekam nie eine Ohrfeige oder etwas Ähnliches, obwohl die Zeit der Stockschläge noch lange nicht vorbei war.

Wo ist das All? 
Er brachte mich in Ekstase, wenn er mir das Weltall erlärte. Einmal saß ich beim Spaziergang auf seinen Schultern und pinkelte ihm vor Entzücken ins Genick. Er hatte mir wieder die Weiten des Alls vor Augen geführt. Er rauchte wie ein Schlot und schämte sich ein wenig dafür. Hand angelegt an seinen Sohn hat er nie. Dennoch hatte ich großen Respekt vor ihm. Genauso wie er vor seinem Vater und ich vor meinem Großvater. Opa trank sein tägliches Glas Wein. Bei Papa konnten es auch zwei sein. Betrunken war er jedoch nach meiner Erinnerung nur einmal. Ich war als Kind damals wütend und enttäuscht. Später verstand ich, dass es nicht sein Problem war.

Meine Mütter, Großmütter und Tanten waren OK. Doch mein Papa, der alles unternahm, um in meinen Auge nicht als Held da zu stehen, machte mich mit allen wichtigen Phasen der Weltgeschichte vertraut, erklärte auch die Sachen mit den Juden und den Nazis, deren Partei er von Januar bis April 1933 als Mitglied angehörte. Konzentrationslager gab es damals im Reich noch nicht. Im April 33 erklärte er seinen Austritt. Nach seinem Ableben fand ich sein Parteibuch mit der Bestätigung und war stolz.

AfD-Tanten 
Wenn Leute von der AfD herumdrucksen mit ihrem rechtslastigen Gedankengut muss ich an die vielen Frauen und Männer denken, die nicht Heil Hitler geschrien haben. Nur eine junge Frau aus der Nachbarschaft grüßte den Führer immer laut und deutlich. Als die Sieger einmarschierten und der Nazispuk zu ende war, legte sie ihr Sonntagskleid an und bewarf den "Feind" mit Blumen aus ihrem Garten. Die Angst konnte man ihr ansehen. Andere hatten damals schon die Angst vor dem Ende des Faschismus.

Bruchstücke 
Die Kindheitsgeschichten meines Vaters sind mir noch präsent. Sie lagen vor dem ersten Weltkrieg und schwirren immer noch in meinem Kopf herum. Die gute alte Zeit, die gar nicht so gut war wie man glauben möchte. Beim Anblick dieser Wahnsinnigen von der sogenannten Alternative für Deutschland weiß ich, dass ich meinen letzten Tropfen Blut für die Ausrottung dieses Übels geben würde. Sie werden sich hoffentlich selbst ausrotten.






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