Montag, 5. März 2018

Badisches Tagebuch. März 2018.

Ich hatte eine schwere Nacht. Zurück in Baden, das heißt etwas. Heute scheint die Sonne zum erstenmal in diesem Jahr, als wolle sie die Kälte endlich vertreiben. Die wintergeplagten Kirschbäume tun so, als stünden sie kurz vor dem Ausschlagen. Ich traue diesem Frühlingsgetue überhaupt nicht. Doch die Aufbruchstimmung lasse ich wehrlos in mir aufkommen. Auch wenn es Rückschläge geben sollte, nach jeder Nacht mit schweren Träumen breche ich hoffnungsfroh in einen zögerlichen Frühlingswahn auf. Er kommt, auch in Baden. Der Frühling.

Bisschen zu dick? 
Man bemüht sich, was die Kuchen betrifft, im Badischen nichts ins Kraut schießen zu lassen. Einmal die Woche, Linzertorte, oder Käsekuchen, für den Kirschplotzer ist es noch zu früh. Ich durfte als Kind noch die Haselnüsse oder Mandeln mahlen. Die Himbeermermelade war im Überfluss vorhanden. Die Teigstreifen, die das Linzerhafte am Kuchen deutlich unterstreichen, mussten mit dem Radel gerädelt und über Kreuz auf den Kuchen verlegt werden. Irgendwie kam dann noch Zimt über alles.

Schwer zu erkennen, aber gut. 
Eine Mutter wird schon deshalb geliebt, weil sie Linzertorte macht. Manchmal wird diese wegen der langen Haltbarkeit wochenlang irgendwo versteckt, bis die Backmeisterin sie freigibt. Fast würde man sagen, je älter desto besser. Linzertorten leiden ohnehin nicht darunter, dass sie alt werden. Väter und Söhne sind die Hauptesser. In Baden hat die Linzertorte, die über die Habsburger nach Westen ausgewandert ist, schon vor Jahrhunderten Fuß gefasst. Deshalb darf sie auch badische Grundnahrung genannt werden, vor allem, wenn sie liebevoll mit Puderzucker bestäubt wurde.

Mutters Stolz.
Seltsamerweise ist der Käskuchen im badischen Sinne etwas viel Kniffligeres. Er darf nicht zu dick sein, etwa 4-6cm. Die Oberfläche sollte leicht bräunliche Backspuren aufweisen, und der Puderzucker muss jenen sagenhaften Karamellüberzug haben, der auch fantasielose Kuchenesser in gastronomische Höhen hinauf schleudert. Eine Mutter, die diesen Käskuchen zustande bringt, muss sich über fehlende Lobpreisungen ihrer Kinder nie mehr Sorgen machen.


Mit einem solchen Stück Kuchen im Magen, bleiben schwere Nächte undenkbar. Gedanken an solche Köstlichkeiten lassen jede Erwähnung dieses ungenießbaren amerikanischen Meisterjodlers - ihr wisst schon, wen ich meine - der jetzt als Präsident fungiert, im Nichts verschwinden. Linzertorte oder Käskuchen, wenn badisch, dann OK.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen