Samstag, 27. Januar 2018

Ja, der Herr Doktor!

Es geht mir nicht um den reinen Doktor-Akademiker, den man sich per Doktorarbeit womöglich recht sauer verdienen muss. Es gibt sie zuhauf, diese Arbeiten. Manche drehen sich um das Liebesleben der Ameise, andere um etwas noch viel Wüsteres. Für Akademiker beiden Geschlechts ist der Doktortitel ein wohlgelittener Zierrat am zuweilen unspektakulären Familiennamen.

Patentrezept 
Es geht mir um den Doktor, der für gesundheitliche Probleme zuständig ist und auch nicht leicht zu erwerben. Er kann nicht alles wissen, deshalb ist es wichtig, dass der Patient ihm möglichst alles sagt und der Arzt möglichst viele Fragen stellt. Seine Doktorarbeiten beschränken sich oft auf ein selbst erforschtes Minimum. Etwa: Spätfolgen bei unsachgemäßem Blutaustausch bei Säuglingen. Die praktische Erfahrung kommt dann nach und nach dazu und hat mit dem Thema der oft kurzen Dissertation nicht viel zu tun.

Gesund essen? 
Die Erfahrung ist es, die den Doktor zum Arzt macht. Deshalb können auch ältere Damen mit ihren Hausrezepten gut als Hobbyärztinnen durchgehen. Ihre Erfolge, vor allem, was die Wehwehchen von Kindern betrifft, können sich gerne sehen lassen. Da der Tee in seinen unzähligen Erscheinungsformen ein Allerweltsheilmittel zu sein scheint, hat die Oma mit ihren Patentlösungen oft mehr Erfolg als der diplomierte Doktor.

Tasse Lindenblütentee? 
Bei der Anwendung von Radikalkuren hat schon mancher Doktor seinen guten Ruf verloren. Es sei denn, er kann nach schmerzreichen Prozeduren einen durchschlagenden Erfolg erzielen. Dabei kommt es dem Arzt nicht auf sensationelle Heilungen an, als vielmehr auf folgenloses Wiederherstellen des ursprünglichen Gesundheitsbildes. Der dankbare Blick des Geheilten, der sich auf den bescheiden lächelnden Wohltäter richtet, ist dann nicht zu übersehen.

Gesundheitssymbol 
Wo auch gestandene Ärzte kaum etwas zu sagen haben, ist die oft uneingestandene Selbstheilung des Patienten. Meine Mama hatte den Dreh heraus. Wenn der Kleine krank war, wurde er ins Bett gesteckt. Er schlief lange und tief. Dann wachte er gesund wieder auf. In vielen Fällen funktionierte das, und Arznei blieb unangerührt am Bett stehen. Man sprach dann gerne von einem Wunder. Ein schöner Beruf ist das, wenn man die Kräfte der Natur zu seinen Komplizen machen kann. Es lebe der Doktor, wobei rein statistisch die Frau Doktor zuerst zu nennen wäre.







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