Sonntag, 22. Oktober 2017

Thema des Tages: Was auch immer.

Die armen Nachrichtenmacher. Wenn ihnen gar nichts mehr einfällt, gibt es immer noch unseren Opa aus Washington, der doch hoffentlich wieder etwas blödes gesagt haben muss. Donald Trump, der Schlagzeilenkönig. Wenn von da nichts kommt, müssen wir auf den kalten Kaffee von gestern zurückgreifen: Hat Putin die Merkel wirklich ausgehorcht? Alle Anzeichen sprechen dafür. Was auch immer: Der Tag muss unter ein Motto gestellt werden, bis er vorbei ist. Wenn gar nichts geht, schlüpft auch mal Prinz Philip in die Rolle des Bösewichts, oder Bernd Höcke, dessen nationalistische Eruptionen allemal einen Aufwärmer wert sind. Wenigstens wir vom Nachrichtengeschäft müssen in der Lage sein, Ordnung in unseren Betrieb zu bringen und einen Björn einen Bernd nennen.

Schagzeile durch Ableben: Hugh Hefner 
Als ich noch beim Südwestfunk in Baden-Baden als freier Mitarbeiter in der Abendschau mitarbeitete, begannen die Sensationen mit dem aufreißerischen Satz: Einmalig in der Bundesrepublik (ist die Kuh mit zwei Köpfen, die gestern in Druhlingen bei Oberpfingsdorf geboren wurde). Schon damals war es völlig egal, ob jemand ein paar Wochen später noch etwas über den Verbleib der Zweiköpfigen erfahren wollte. Sensationen dieser Art halten nur einen Tag. Etwas spießig war das schon.


Deshalb sind wir dem Schlagzeilenlieferanten Donnie so dankbar. Wenn gerade nichts Neues da ist, springt er ein. Obwohl sein Liebesleben tödlich langweilig sein muss, springen seine Trumpnanas nur so herum und lassen sich feiern. Dabei ist die eine, die im Weißen Haus herumsitzt, (seine Tochter???) nicht mal hässlich, und dumm schon gar nicht. Aber zu Titelgeschichten gibt sie auch kaum Anlass.

Kuh, ganz normal! 
Also müssen wir uns mäßigen und uns nach Ereignissen umschauen, die sich gewaschen haben. Da wäre das Wetter. Der Klimawandel müsste mindestens einmal pro Woche etwas liefern: Wie wärs mit: seit 200 Jahren nicht ein solch regnerisches Oktoberweekend gehabt. Weekend bestätigt gleichzeitig den Anschluss an den internationalen Trend, ohne den fast nichts mehr geht. Dann, das heraufziehende Weihnachtsfest: Während hier in England schon im Juli per Plakat zur Reservierung des Christmas Dinners aufgefordert wurde, rüstet Nürnberg zum sensationellen internetgestützten Weihnachtsmarkt, weltweit. Auch die Nachrichtenmacher sind schon dabei. Sollte etwas Schreckliches geschehen, wollen wir die ersten sein. Dabeisein ist alles. Aber, bitte, nur als Beobachter.

Frohe Weihnacht! 
Deshalb achtet kaum jemand auf die ersten Schneeglöckchen. Oder die ersten Schneeflocken. Das erregt nur Kinder, die ihre Weihnachtsgeschenke schon im Facebook gesehen haben. Sollte Mutti jedoch die Auswahl von 15 veschiedenen Weihnachtsbacksachen in den großen Teller legen, ist jeder Kindermagen, der sich schätzt, bereit, sich völlig verderben zu lassen. Ist es nicht auch so bei den Sensationen im Nachrichtengeschäft? Ob Höcke, Trump, Putin oder Merkel: Mal schaffen es diese oder jene, in den Mittelpunkt zu geraten. Es ist allemal besser, als vergessen zu werden. Nicht wahr, Mister Trump? Arme Nachrichtenmacher!






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