Donnerstag, 31. August 2017

Yorkshire Tagebuch - 23 - Blauer Himmel mit Norman

Wir erleben zur Zeit einen Yorkshire Himmel, der fast lupenrein ist: wenige Wolken, mäßiger Wind und kein Regen. An Dankbarkeit fehlt es nicht. Wir wandern durchs Moor, trockenen Fußes, mit wenigen Wandergesellen in Sicht. Das Heidekraut blüht und verbreitet einen frischen Duft. Engländer sind im Urlaub, Gott weiß, wo. Man erfährt also so gut wie nichts über Wahlen in Deutschland.  Dass Merkel ein Fernsehduell mit Martin Schulz plant, wie uninteressant. Man hat den Brexit für eine Weile hinter sich gelassen, um in Spanien oder Frankreich, vielleicht auch in Portugal den ausgehenden Sommer zu genießen.


Im britischen Fernsehen wird verstärkt an neuen Kochrezepten gearbeitet und sich für esotherische Themen interessiert. Ian Brady, ein Serienkiller, der mindestens 5 Kinder ermordet hat, taucht, obwohl er seit Mai tot ist, in einer Studie auf, bei der es um das Profil von Psychopaten geht. Dieser schreckliche Killer missbrauchte seine Opfer auch noch, zusammen mit einer Myra Hindley, war Englands am längsten einsitzender Verbrecher, der zu keinem Zeitpunkt Reue zeigte. Ein gefundenes Fressen für Forscher, die mehr über die Psyche eines gewissenlosen Verbrechers herausfinden möchten.

Ian Brady, der Killer 
Die Neigung der Engländer, Gruselgeschichten aufzuarbeiten, beschäftigt wieder einmal das Land. Zwei Forscherinnen, Professorin Uta Frith und Professorin Essi Viding, haben bereits mehr Helligkeit in das dunkle Tun der Killer vom Moor gebracht. Demnach funktionieren deren Gehirne irgendwie anders. Sie können sich nicht einfühlen, es droht also ein emotionales Defizit, keine Spur von Reue oder Bedauern. Sie sehen ihre Opfer eher als ein Hindernis an als ein menschliches Wesen. Eines dieser Monster schrieb im Gefängnis Briefe von literarischer Länge, ohne auch nur einmal auf seine Taten einzugehen. Und Brady las als junger Mensch Hitlers Mein Kampf in deutscher Sprache. Da bleiben noch viele Fragen offen.

Norman, der Nachbar 
Norman ist wieder aufgetaucht. Unsere weiße Stipvisite. Bei gutem Wetter jongliert er gekonnt über alle Mäuerchen hinweg. Eines Tages wird er mir erlauben, ein richtiges Foto von ihm zu machen.


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