Dienstag, 5. April 2016

Dinkelmehl, was sonst?

Großbritannien ist keine große Brotbacknation. Man findet zwar hundert Sorten in den Supermärkten, aber keine entspricht europäischen Maßstäben. Brösel, Brösel. Und Cath hat eine Weizenunverträglichkeit, die ihr nur den Verzehr von Dinkelbrot erlaubt. Dieses findet sich äußerst selten in britischen Landen. Also greift Wolfi zum letzten Mittel: Hausgebackenes Dinkelbrot für Cath.

Man nehme: Spelt flour, Quick yeast, Honey, Salt, Olive oil, Warm water, some Dried raisins and Walnuts from the Black Forest. Also: Dinkelmehl, Trockenhefe, Honig, Salz, Olivenöl, warmes Wasser, Rosinen und Nüsse vom Schwarzwald. Alles in genau vorgeschriebener Menge. Der Klumpen Teig muss vorsichtig geknetet werden. Dann kommt die Masse in einen vorgeheizten Ofen für 2o Minuten, zum Aufgehen. Wir formen dann den Teig liebevoll in einen runden Bollen und geben ihn in eine angemessene Backform, nicht ohne diese vorher mit etwas Fett eingerieben zu haben. Dann wird der Backofen auf 200°C vorgeheizt und der Hoffnungsträger hineingeschoben. Ich denke dabei oft an Hänsel und Gretel.



Jetzt nimmt das Schicksal seinen Lauf. Wir warten ca. 20 Minuten und sehen durch das Ofenfenster die angenehme Bräune. Lecker, lecker, denkt man. Dann kommt der Augenblick der Wahrheit. Inzwischen zeigen die Musikstrategen von Radio BBC, Classic FM, ihr wahres Gesicht: mein Brot interessiert sie überhaupt nicht, aber sie spielen Franz Lehars Land des Lächelns. Zum hundertsten Male höre ich es mit Wehmut und heimatlichen Gefühlen an, obwohl er es im fernen China angesiedelt hat, das Land des Lächelns. Doch, wie's da drinnen (im Ofen) aussieht, geht niemand was an.


Der Neid der Königin 
Das Schicksal scheint nicht nur dem verwegenen Brotbäcker gnädig. Nein, ein Jahrhundertereignis
kündigt sich an: Die Dinkelgöttin wirft einen milden Blick auf das braune Gebilde, das da, triumphbeladen, aus dem Ofen kommt. Wir haben das Vereinigte Königreich brotmäßig gerade eben in den Stand einer Weltmacht erhoben. Wir erwarten nun die Glückwünsche aus dem Buckinghampalast. Downing Street wird jedoch etwas auf sich warten lassen, wegen der politisch prekären Lage, aber Cath scheint es wieder gut zu schmecken. Und ich werde gelobt.




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