Freitag, 8. April 2016

Ausgrabungen - musikalisch und technicolor

Wer alt genug ist, hat einen Kinohelden in Erinnerung, der damals alle Frauen kirre machte. Und wohl auch Männer. Er war "handsome", good looking und umwerfend männlich, obwohl die männliche Seite ihn gerne etwas herunter machte. Er sei gar kein richtiger Held, keine richtigen Muskeln und so. Der Held aus "Die Abenteuer des Robin Hood" war zweifellos Errol Flynn, der mit Olivia de Havilland der große Star war. Wir Jungs wollten damals alle Errol Flynn sein. Doch ging dabei mancher Pfeil daneben.


Und wer hat die großartige Filmmusik dazu geschrieben? Schon sind wir wieder in der Gegenwart angekommen, nämlich in Westyorkshire. Ich höre mal wieder Classic FM, das beste, was einem beim Frühstückskaffee passieren kann. Der putzmuntere, immer fröhlich gelaunte Moderator des BBC-Musikkanals spricht geheimnisvoll von einem Komponisten, von dem ich zu meiner Schande noch nie etwas gehört hatte: Erich Wolfgang Korngold. Österreicher? Deutscher? Amerikaner? Er stammte aus Mähren, als es die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn noch gab. Korngold pendelte in den Dreißigerjahren zwischen USA und Europa hin und her. Filmmusik und andere Werke waren seine Spezialität. In Wien war sein Zuhause.


Die tote Stadt nannte sich eines seiner Werke. Daraus hörte ich Mariettas Lied. Eigenartig berührend. Wie konnte es kommen, dass so viele Melomanen den Namen Korngold nicht kennen? Als die Nazis Österreich eingenommen hatten, blieb er in Amerika, wie so viele. Jetzt werde ich mir die tote Stadt anhören. Aus purem Interesse und Trotz.



Wie eng die Dinge doch oft verknüpft sind. Mariettas Lied wurde im Duett mit Lotte Lehmann und Richard Tauber gesungen. Der weltberühmte Kammersänger war  Halb-Jude, was für ein Schmäh. Mein Vater begegnete ihm, als er von Freunden, die gerade geschieden wurden, deren Möbel kaufte. Das war im Hochzeitsjahr meiner Eltern, 1930. In diesem Jahr wurde der romantische Tenor von seiner ersten Frau geschieden. Adolf Hitler war noch nicht an der Macht. Der Schreibtisch meines Vaters, den ich später über viele Jahre nutzte, war für mich etwas Besonderes: Auf ihm hatte Richard Tauber gesessen, als Vater ihn (den Schreibtisch!!!) abholen ließ. Weltberühmter konnte es nicht sein. Richard Tauber liegt auf dem Friedhof von Brompton/London.

Immer im April, wenn die Sonne zu lange zögert, packt es mich. Sehnsüchtige Melodien steigen in mir hoch. Ich denke dann an die Wunschkonzerte von damals im Radio. Heute ist es Classic FM, das mir alle Wünsche erfüllt. "Dein ist mein ganzes Herz. Wo du nicht bist, kann ich nicht sein". 
WIE WUNDERBAR IST DEIN LEUCHTENDES HAAR! 


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