Donnerstag, 17. März 2016

Architekt? Journalist? Autor?

Ich dachte immer, dass der Zusammenhang zwischen den drei Tätigkeiten irgendwie sichtbar ist, ohne dass man mit der Nase draufgestoßen wird. Das benutzte Vokabular ähnelt sich: Aufbau, Konstruktion, Überblick, Sandkasten, Baustein, Perspektive usw. Oder liege ich daneben? Die Kindheitsträume haben mich Häuser und Brücken zeichnen lassen, sogar Wolkenkratzer. Dann wollte ich über mein erstes Erlebnis einer internationalen Bau-Ausstellung berichten. Mein Artikel wurde nicht veröffentlicht, aber der Chefredakteur lobte mein Erzeugnis. Leider hatte die Zeitung gerade über die IBA in Berlin berichtet. Dafür hatte eine von mir angebetete Schulfreundin schon in meinem Kindesalter ein Gedicht auf ihrer Schreibmaschine für mich getippt. Ich träumte davon, ein großer Dichter zu werden.


Schöne Mädchen 
Was mich mein Leben lang angetrieben hat, war eine Mischung aus Mut und Neugier. Keine Angst zu haben vor den Großen, auch den aggressiven und muskelbepackten, war immer mein Ding. Auch Ausbünde des Bösen konnten mir nichts anhaben. Ich schaute ihnen einfach in die Augen und sah ihre Angst. Nur einmal kam ich bei einer kindlichen Schlägerei etwas unter die Räder. Meist gewann mein Selbstvertrauen die Oberhand und ich den Kampf. Das ist für ein Kind eine schöne Entwicklung. Ich wechselte dreimal die Schule, weil meine Eltern umziehen mussten. Immer musste ich mit meiner Schüchternheit meinen kindlichen Mann stehen.

Was ein junger Mensch natürlich ebenfalls benötigt, ist ein gehöriges Maaß an Neugier. Damit meinte ich nie das Herumschnüffeln in anderer Leute Sachen, sondern eher, dass man vor etwas Neuem nicht davonlaufen sollte. Hinschauen, statt wegschauen, auch wenn der Anblick schrecklich ist. Das hat mir auch immer geholfen, mir nicht selbst in die Tasche zu lügen. Bei solchen Eigenschaften fragt man sich sofort, was stimmt bei dem nicht? Es gibt nur weniges, für das ich mich schämen möchte. Das ist die Wahrheit.

Tagträumen geht immer 
Was bei mir nicht stimmt, ist die Neigung zum Tagträumen. Erst in späten Jahren erfuhr ich, dass ich als Träumer nicht alleinstehe. Viele tun es, reden aber nicht darüber. Vieles habe ich mir als Junge ausgedacht und mich nicht gewundert, dass es in meinem Leben eingetroffen ist. Abgesehen davon, dass ich mich schnell und gründlich in die schönsten Mädchen verlieben konnte, habe ich das kindliche Ziel von einst geschafft, nämlich eine Partnerin zu finden, die mich glücklich macht.  Architekt bin ich nicht geworden. Nach zweimonatigem Praktikum an einem Hochhausneubau, wandte ich mich anderem zu.



Das Schreiben ist mir geblieben. Das tu ich noch fast jeden Tag. Ich blogge, denn zum Schriftsteller reicht mir die Ausdauer nicht. Vielleicht auch das Talent? Nur die Fantasie und der Tagtraum sind  geblieben. Der Traum vom wohlhabenden, einflussreichen und begehrten Intellektuellen wurde nicht geträumt. Dafür bin ich mir noch heute dankbar. Schämen muss ich mich im wesentlichen für einige andere, die ihre Träume nie gelebt und der Wahrheit nie mit Mut ins Gesicht geschaut haben. Das ist das einzige im Leben, das bescheiden macht und Zufriedenheit aufkommen lässt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen