Mittwoch, 10. Februar 2016

Waiting for Godot - Worauf warten wir?

Dieses Stück "Warten auf Godot" von Samuel Beckett ist ein Renner. Vor 50 Jahren habe ich es im Freiburger Wallgrabentheater gesehen. So gut wie keine Erinnerungen sind mir geblieben. Heute war es wieder soweit: Cath und ich fuhren mit der Bahn  von Huddersfield nach Sheffield um das Stück zu sehen. Der Zug benötigt über eine Stunde, genug Gelegenheit, Cath, die Godot noch nicht gesehen hat, einzustimmen und ihr das Wesentliche dieses modernen Theaterstückes zusammenzufassen. Doch alles, was ich ihr sagen konnte war, dass Godot nie kommen würde. Im "Crucible lyceum studio" saßen wir direkt an der Bühne, etwa 50 cm davon entfernt. Die Spieler traten bis auf 2 Meter an uns heran. Wir verfolgten also aus allernächster Nähe das Geschehen. Wladimir und Estragon, zwei ältere, schäbig gekleidete Männer, unterhalten sich, meist über Banales, als Pozzo mit Lucky auftaucht, ein Händler, der seinen Sklaven auf dem Markt verkaufen möchte.


Spätestens jetzt wird das Gesagte auf der Bühne so abstrakt, surrealistisch, abgehoben, dass ich mich weigere, über das Stück noch irgend etwas Genaueres zu sagen. Was mir auffiel, als Wladimir und Estragon sich gegenseitig bestätigten, dass sie auf Godot warteten, war das Fehlen jeder Fragestellung dazu. Warum warten wir auf Godot? Wer ist Godot? Als dann noch ein Junge auf der Bühne erscheint, der von Godot geschickt scheint, um zu sagen, dass Godot erst am kommenden Tag kommen würde, war es klar, dass Godot für etwas steht, das als das Absurde in unserem Leben bezeichnet werden kann. Die Handlung des ganzen Stückes ist absurd. Samuel Becketts Sprache ist absurd. Seine dramaturgischen Mittel sind absurd.


Dennoch: Das Stück ist nicht langweilig. Es handelt wahrscheinlich davon, wie Vergangenes, Gegenwärtiges und Künftiges im Leben des Menschen ständig ineinander greifen, bis der Wartezustand beendet ist und Godot (wer ist das???) sich endlich zeigt. Richard Cordery (als Pozzo), Lorcan Cranitch (Wladimir), Bob Goody (Lucky) und Jeff Rawle (Estragon) haben sich als großartige Interpreten erwiesen. Sicher haben sie im Verlauf der zahlreichen Aufführungen mehr als nur Bahnhof verstanden, während der Zuschauer wartet und wartet und wartet. Aber das muss niemanden stören.

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