Donnerstag, 22. Oktober 2015

Wir in Yorkshire: der Hahn kräht.

Die drei Jahre in Wien, in der Blutgasse. Sechs Uhr morgens. Das erste Glockengeläut. Die ersten Müllwagen am Klappern, das erste entnervte Hupen. Erste Sonnenstrahlen, die versöhnen. Hier in Haworth, tiefstehende Sonne in der Sun Street. Cath noch am Schlafen, weil erschöpft. Lewis' Haus, in dem wir leben, am Rande von Haworth, ganz nah bei den Kühen und Schafen. Jetzt höre ich, was ich schon lange nicht mehr gehört habe. Es ist das eindringliche und siegesgewisse Krähen des Nachbarhahnes. Gesehen habe ich ihn noch nicht.



Dann, im Fernsehen, gestern Abend: wieder diese katastrophengeschmückte Aufzählung in den Abendnachrichten und der anschließenden BBC - Look North Sendung, die neben Klatsch, Tratsch und dem ausgiebigen Wetterbericht, von den Untaten der Übeltäter berichtet. Beliebte Lehrerin von einem testosterongetriebenen Schüler erstochen. Übel dreinschauender Junggangster, der 4 schwule Männer brutal ermordet haben soll und immer noch leugnet. Der betagte Parlamentarier, er sieht sehr unsympatisch aus und soll vor Jahren Kinder missbraucht haben. Nachzuweisen war nichts, und der  Auslöser dieser Geschichte musste sich öffentlich entschuldigen.


Es ist immer etwas los, und Yorkshire fiebert per Fernsehen mit allen mit, die es vor die Kamera schaffen, wie der kleine behinderte David, der neben seinem fürsorgenden Vater von seinem Sieg erzählte bei einem Wettrennen: ich wollte einfach gewinnen, strahlte der kleine Mann und war stolz wie ein König.

Wie kommt es, dass der Hahn nicht mehr zu hören ist? Jetzt bringe ich den Tee hinauf. Es hat sich ausgekräht.









   

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