Freitag, 17. April 2015

Sturm der Liebe - das Seifending

Seit Jahren hänge ich an dieser Seifenoper, habe mich abwechselnd in die eine oder andere Schöne verliebt. Aber, was mich schon bei Wege zum Glück erschüttert hat, war diese unglaubliche Anabel, eine bitterböse, abgrundtiefe, gut aussehende, schauspielerisch hochbegabte Mörderin, die das Schicksal schließlich erwischt. Über Hunderte von Episoden hatte sie sich hingezogen, bis sie erledigt war. Dann tauchte Anbel unter einem anderen Namen in Verbotene Liebe auf und verschwand alsbald wieder. Das alles kann man sich - nicht etwa durch treues Glotzen - selbst aneignen, wenn man die Geheimnisse des Machens einer Serie erst einmal aufgespürt hat. Irgendwann hört man erleichtert damit auf, weil man wegen Abwesenheit den Faden für immer verloren hat.

Zur Zeit geht es mir um etwas ganz anderes. Man sagt immer, dass der Mix aus Liebe, Intrigen, Verbrechen und Tingelei die gute Serie ausmachen. Echte Unterhaltung? Man muss dann nur zur richtigen Zeit vor der Glotze hängen und sich den Senf einziehen. Das Totschlagen von Zeit fällt mir da ein und die Sucht nach dem Leben der anderen. Sturm der Liebe ist eine solche Endlossoap. Aber welchen Sinn das mal gemacht hat, weiß keiner mehr.

Ich habe beileibe nicht die Mehrheit dieser jetzt über 2200 täglichen Fortsetzungen angeschaut. Doch der Suchteffekt blieb nicht aus. Wenn man es einrichten kann, will man wissen, wie's weitergeht. Rote Rosen habe ich schon lange im hohen Bogen hinausgeworfen. Geht nicht mehr. Jetzt bin ich dabei, endlich mit Sturm der Liebe abzurechnen. Da ich selbst beim Fernsehen gearbeitet habe, weiß ich was ein Trailor ist, ein Zwischenschnitt, eine Erkennungsmelodie, ein Zoom, ein harter Schnitt und gnadenlose Routine.

Ein paar von den Alten sind noch geblieben, die Sonnbichlers, die Saalfelds, Charlotte, die auch erfolgreich in SOKO Wien einmal tätig war. Andere sind im Laufe der Zeit dazu gekommen. Jetzt haben wir schon eine Weile eine ganz hübsche Verbrecherin, die nur lügt und betrügt und fast keiner merkt es. Wie lange wird sie sich noch halten? Irgendwann müssen doch die Handschellen klicken. Nicklas ist ein hübscher Junge, hat eine fragliche Ehe mit Patrizia, der schrecklichen, hinter sich, ist intelligent und gleichzeitig schwer von Begriff, aber integer. Dauerverliebt in, was er für seine leibliche Schwester hält, Julia oder Sophie, wir sind uns da noch nicht einig. Die Handlung ist auf weiten Strecken simpel und an den Haaren herbeigezogen, aber welchen? Ein Bräustüberl spielt auch eine Rolle. Und die süße Julia/Sophie ist fast immer von Zweifeln und Schuldgefühlen zerfressen. Ich sehe, ich bekomme keine Ordnung in das Durcheinander. Hoffentlich taucht nicht plötzlich Anabel auf. Das wäre verheerend.

Während ständig 5-6 Paare zugange sind, alle mit eigenen Handlungen, wird der Ablauf, wie im richtigen Film, durch Zwischenschnitte, verbindende Musikstücke und "schöne Bilderchen" zusammengehängt. Da, spätestens, packt uns das Grauen. Während das Grandhotel Fürstenhof mit seinen 5 Sternen eine ewig feste Einstellung ist, ohne große Varianten, sind die Überleitungen durch grandiose Landschaftseinstellungen geprägt. Zur Zeit ist immer noch Winter. Eine häufig wiederkehrende Einstellung ist der Blick über einen See, wunderschön, und am Himmel hängt ein Ballon. Es ist immer derselbe Ballon. Verdacht: die Mannschaft wurde 5 Tage im Jahr durch die Landschaft gejagt. Dann war das Material beisammen. Der Cutter muss dann den Kram irgendwie einbauen.

Michael Niederbühl ist der Hotelarzt, eine zentrale Figur, doch wer möchte jeden Tag seinen Arzt sehen? Die vielen anderen Namen: man vergisst sie so schnell wie sie ausgesprochen werden. Nicht zu vergessen: der Mond, fast immer Vollmond. Er hat die Nacht anzudeuten. Und für mich ist jetzt endlich der Sturm der Liebe zu Ende. Ich kann nicht mehr.





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