Montag, 16. März 2015

Internet: alle sind empört.

Da schaut man gerne zweimal hin. Alle empört? Das möchte man genauer wissen. In der Zeitung steht: Ratten-Kunstprojekt empört das Internet. Oft kann man sich über ähnliche Behauptungen  wundern. Wenn gar ein "shitstorm" ausbricht, das ist auf Deutsch gar nicht mehr zu sagen, dann schlagen unsichtbare Wellen über den Köpfen der User zusammen. Was passiert dann? Ein Künstler aus Deutschland - es könnte jedes andere Land sein - will auf ein lebendes Tier schießen lassen, um auf Drohnen aufmerksam zu machen, also zu protestieren. Recht hat er, sich über die zunehmende Überwachung und die gezielten Tötungen durch Drohnen aufzuregen. Wie es im Einzelnen gehen soll, ist noch nicht hundertprozentig sicher: Man muss sich einloggen, dann könnte man mit einem Klick einen Schuss auslösen, der mithilfe einer Kamera, die auf eine Ratte gerichtet ist, abgefeuert wird.
Sehr elektronisch, alles.  

Was auch immer der Künstler damit meint, interessant ist die Frage allemal. Wir können anonym aus der Ferne töten, wie es das amerikanische Militär bereits tut. Man benötigt nur eine Genehmigung, sozusagen eine Rechtfertigung und eine ferngesteuerte Drohne, dann klappt das schon. Bei gewissen Diktatoren (nein, ich habe jetzt nicht Putin gemeint!) wie Adolf Hitler, Stalin, Mussolini, wäre der Fall gegeben gewesen. Aber darf man das? Manche fänden das eher grenzwertig. Wie etwa das Ausschnüffeln unserer E-Mails und anderer elektronischer Produkte durch die Geheimdienste NSA, CIA etc. Juristen würden zurecht mehr als ein Haar in dieser Suppe finden. Aber im Notfall werden Juristen ebensowenig nach ihrer Meinung gefragt wie alle anderen, die gerne den gesunden Menschenverstand walten lassen.


Wir müssen also versuchen, uns in dieser neuen Welt zurechzufinden. Gibt es überhaupt so etwas wie den Cyberspace? Bilden wir uns das alles nur ein? Wir können in Sekundenschnelle die Anzahl der Kinder von Wolfgang Amadeus Mozart ergoogeln, oder den Sinn von Testosteron erarbeiten, aber müssen wir deshalb dem Ganzen trauen? Das allgegenwärtige Wissen ist sicher ein Vorteil des Internets. Anstatt veraltete Lexika wälzen zu müssen, genügt ein Knopfdruck und wir sind bedient. Dennoch verlässt uns selten das Gefühl, dass wir irgendwo unerlaubt naschen, anstatt uns etwas mühsam zu erarbeiten. Und was machen wir mit unserem Wissen, wenn jeder andere es auch haben kann? Ist es da oft nicht besser, mühsam zusammengeklaubtes Halbwissen zu besitzen und in der Lage zu sein, sich selbst ein Urteil zu bilden? Wir müssen noch ein wenig warten, um die Folgen dieser völlig unkonkreten Cyberwelt besser sehen zu können. Für mich ist alles noch ein wenig grenzwertig.









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