Dienstag, 25. November 2014

Wowereit, Berlin und der Rest

Der Regierende Berliner Bürgermeister, Klaus Wowereit, hat mich immer schon fasziniert. Nicht nur weil er als recht mutiger Schwuler gilt, sondern, weil er, im Vergleich zu manchen OB-Vorgängern, seiner komplizierten Stadt in kluger Weise geholfen hat, wieder das zu werden, was Berlin während der Teilung fast verloren hätte, ein kosmopolitischer Magnet. Nun ist Berlin wieder weltweit ein vielgeschätzter Anziehungspunkt, und der Wowereit geht mit 61. Die Bildzeitung, für die er ein rotes Tuch war und ist, wird diesen Abschied mit etwas Bedauern hinnehmen. Dieses seriöse Omablatt mit den obligatorischen Busen im Hinterteil, hat mit Gleichgeschlechtlichkeit nie etwas am Hut gehabt. Oder täusche ich mich? Ich habe mir schon seit Jahren nicht mehr die Mühe gemacht, deren Druckerschwärze an meine Finger zu lassen. Vielleicht hat sich Bild inzwischen gemausert und ist noch userfriendly geworden. Der schwindende Umsatz hat schon manchen zum Kreidefressen gebracht.

Zurück zu Wowereit. Der Spiegel hat ihn für die Woche 48/14 interviewed, sozusagen, als Abschied. Souverän hat der Meister auf die Fragen geantwortet. Er sei ein jovialer Menschenfeind, oder nicht? Bin ich nicht. Cool, dieser ruhige, sturmerprobte Berlinmensch, dessen Flughafenprobleme man ihm anhängen wollte, obwohl sie nicht von ihm stammen. Das Schöne an Klaus Wowereit ist seine lächelnde Gelassenheit. Auch der Anschlag mit dem roten Schuh, in den er bei der Bambiverleihung 2001 in Berlin Champagner gießen sollte, um sich als unseriöser Partymensch zu outen, musste fehlschlagen. Als die "Bild" wissen wollte, was er mit den 50 € gemacht habe, die ihm Anna Thalbach, die Schauspielerin, beim Festakt zum Mauerfall zugesteckt hat, weil sie damals das Begrüßungsgeld doppelt angenommen hatte, war seine Antwort: ich habe sie direkt an Bürgerrechtler weitergegeben. Eine Frechheit, solche miesen Fragen zu stellen. Souverän, nicht sofort auszurasten. Dafür war er bekannt, und viele haben ihn geschätzt.


Jetzt kommt also die Ära nach Klaus Wowereit. Schön, wenn die Nachfolgerfindung wieder einen so unerschütterlichen Politiker zeitigen könnte. Was er künftig nicht vermissen werde, wurde er gefragt. "Dass ich mich für jeden Quatsch rechtfertigen muss." Dieser Exot in der Politik hat meines Wissens nie mit Seilschaften hantiert oder, wie die routinierten Lügner dieser Kaste, sich flunkernd aus der Affäre gezogen. Und das ist gut so!






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