Samstag, 15. November 2014

Die italienischen Schuhe des Henning Mankell

Eigentlich ist er bekannt dafür, dass er mysteriöse Krimis geschrieben hat. Die Verfilmungen sind ein großer Erfolg. Kommissar Kurt Wallander ist überall bekannt. Früher habe ich gerne Buchrezensionen geschrieben. Sie zwingen zur klaren Knappheit. Die Intentionen des Autors sind wichtig. Der Inhalt des Buches. Das Geschehen, wenn es eines gibt, und eine Beurteilung, wenn man dem Leser helfen möchte, eine Entscheidung zu treffen: kaufe ich das Buch oder nicht? Obwohl Mankells Romane sehr komplex sind, ist es immer irgendwie möglich, einen roten Faden zu erkennen, wie mysteriös auch immer die Handlung sein mag.


Jetzt bin ich jedoch ratlos. Ich habe Henning Mankells Werk "Die italienischen Schuhe" auf Englisch gelesen und bin immer noch erschüttert. Ich wollte Cath davon erzählen, denn sie hatte das Buch gekauft und bisher noch keine Zeit gefunden, es zu lesen. Schon bevor ich es beendet hatte, sagte ich zu ihr: du musst das unbedingt lesen. Sie wollte wissen, ob es ein Krimi sei, oder sonst etwas. Bei Krimis gebietet es die kluge Höflichkeit, dass man nicht verrät, wer der Mörder ist. Die Italian Shoes von Mankell sind jedoch alles andere als ein Krimi, obwohl die Spannung der eines Thrillers gleicht. Ich versuchte, Cath das Buch schmackhaft zu machen, weil man es unbedingt gelesen haben muss. Es gelang mir nicht, denn der Faden der Handlung ist recht karg, und es kommt überhaupt nicht darauf an. Der Versuch, diesem Roman gerecht zu werden, muss also scheitern.


Wie fange ich es an, die Wucht dieses Werkes zu schildern, ohne wichtige Geschehnisse vorweg zu nehmen? Da ist ein älterer Arzt. Der lebt mit seinem Hund und einer Katze auf einer kleinen Insel in Südschweden (?), die im Winter total vereist ist. Ein Postboot und sein Fahrer sind die Verbindung zur Außenwelt. Einsamkeit, Wind, Regen, Nacht und Kälte sind fast immer gegenwärtig. Dann kommt jemand über das Eis und verändert das Leben des Arztes, der bisher in seiner Vergangenheit und mit einer auf ihm ruhenden Schuld lebt. Auch der Tod ist ständig gegenwärtig, und natürlich spielen auch die italienischen Schuhe eine Rolle. Mehrere junge Frauen, die alle in Beziehung zum ehemaligen Chrirurgen Frederick Welin stehen. Die Handlung scheint für immer eingefroren, doch sie bewegt sich atemberaubend vorwärts. Eine tiefe Liebe zur Natur und zu Tieren ist sichtbar. Zu Menschen? Liebe? Das ist zunächst fraglich. Es geschieht alles Erdenkbare und doch so gut wie nichts. Meine Zusammenfassung, die sich für eine Rezension überhaupt nicht eignet: jeder, der als Mensch mit den Untiefen des Lebens zu tun hat(te), muss "die italienischen Schuhe" lesen. Mankells Roman ist ein literarischer Wahnsinn, der die Handelnden verändert und in die Menschlichkeit führt.






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen