Dienstag, 17. Juni 2014

Der Apfel - ein Wunderding mit Biß!

Ich war von klein auf ein fanatischer Obstesser, ja, Apfelesser. Es ist auch heute nicht selten, dass ich am Tag 5-6 dieser saftigen Kugeln verzehre, ohne auf den Anstieg meiner Magensäure zu achten. Mein Zahnarzt meint, die Gründe für meinen recht erfreulichen Zahnbestand im Apfelessen und Milchtrinken zu finden. Sagt doch der Engländer: An apple a day keeps the doctor away. So weit wollen wir Apfelfreunde nicht gehen, denn, wer möchte schon dadurch die heilende Ärzteschaft loswerden, zumal sie ja auch, rein theoretisch, irgendwie am Apfelessen beteiligt ist. Als Knabe im Lesealter versteckte ich mich mit meinem Buch auf einem komfortablen Klo, das fast nie benutzt wurde, und aß, ohne aufzublicken, aus einer großen Schüssel die vorgefertigten Apfelstückchen, Stück für Stück. Ich hatte das oft noch unreife Fallobst aufgelesen und mit dem Messer von Schalen, Gehäusen und Würmern gesäubert und wegen der allgemeinen Säure noch kräftig Zucker darüber gestreut.

Die wichtigsten Apfelsorten waren mir natürlich vertraut: die Goldparmäne, der König der Äpfel. Der Gravensteiner, sein vornehmer Vetter. Der Jakob Löbel. Der Boskoop. Der Rheinische Bohnapfel. Die Renette. Undsoweiter. Es gibt weltweit über 30000 Sorten davon. Man wusste als Kind auch schon, dass der Zankapfel, der Adamsapfel, Apfelschimmel und der Reichsapfel nicht zu dieser Kategorie gehörten. Dass der von Eva Angebotene einen gefährlichen Biß verursachen konnte. Durch die Schlange? Man weiß es nicht. Dass der Golden Delicious und die Granny Smith mit der heimischen Apfelkultur nicht viel zu tun haben.

 Zankapfel
Das Apfeldisaster fing wohl mit dem Verordnungswahn der Brüsseler Kollegen an, die auch die Krümmung von Gurke und Banane verhindern wollten. So nach und nach verschwanden die Goldparmänen und all die anderen Kameraden. Jetzt haben wir europaweit: Braeburn, Elstar, Gala, Idared und Jonagold. Und natürlich Golden D. und Granny S. Wer alt genug is(s)t und noch Geschmackserinnerungen hat, weiß, dass früher ein Apfel einfach besser war. Dafür war die Apfelsaison mit dem Bratapfel nach Weihnachten meist vorbei, bis der Klarapfel im Frühsommer wieder den Anfang machte.


Heute haben wir wurmfreie, hagelresistente, rotgelbe Früchte, knackig, saftig und das ganze Jahr über. Dafür kommen die Wunderdinger aus Südafrika, Chile, Kalifornien und aus den heimischen Kühlhäusern, wo ihre Reife hinausgezogen und ihre Verrottung verhindert wird. Fortschritt? Als leidenschaftlicher Apfelesser bin ich geteilter Meinung. Alles sollte seine Zeit haben. Aber so ein Cox Orange oder Elstar, Mitte Mai, bevor die Kirschen dran sind, muss auch akzeptiert werden. Hat also der Geschäftssinn, der Fortschritt oder der weltweite Unsinn die Oberhand? Rund um das Jahr in einen Apfel beißen zu können, ist verführerisch. Doch die alten, uns noch bekannten Sorten, waren viel besser. Da beißt keine Maus einen Faden ab. Ich pfeife auf Pflückreife und Genußreife bei Äpfeln, die fast den gleichen Geschmack haben. Nur der mit Wurm ist heute noch interessant.










Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen