Donnerstag, 20. Februar 2014

Indien - internationale Frauenkonferenz in Bangalore

Während die Politik sich weltweit über ihre brennenden Konflikte dauer-aufregt, ohne etwas daran ändern zu können, geschah im Ashram von "The Art of Living" in Bangalore etwas Erstaunliches. Nicht Massenflucht in der Zentralafrikanischen Republik, der Aufruhr in der Ukraine, das Sterben in Mali, Probleme in Thailand oder Ägypten standen im Mittelpunkt einer internationalen Frauenkonferenz, sondern die Frage, was man als Frau zur Harmonie in dieser Welt beitragen kann. Wie man die Welt harmonischer gestalten kann. Das klingt naiv und weltfremd. Ist es aber nicht. Und die Konflikte spielten natürlich auch eine  große Rolle.
Sri Sri Ravi Shankar, der Gründer von The Art of Living

Kann man sagen, dass Männerkonferenzen oft große Töne spucken, doch wenn sie vorbei sind, bleibt alles beim alten? Wahrscheinlich stimmt das. Die Kleiderordnung ist aber immer ganz klar: dunkler Anzug, Krawatte, geputzte Schuhe. Niemand sagt bei der Eröffnung "My beautiful brothers".  In Bangalore sagte jemand "My beautiful sisters". Das geschah vor über 500 hochkalibrigen Frauen aus 60 Ländern, darunter Ministerinnen, Geschäftsfrauen, Künstlerinnen, Historikerinnen, Umweltstrateginnen, Stars und andere aktive und erfolgreiche Frauen. Meist in bunte Saris gehüllt, oft beruflich an der Spitze. Ihr Umgang mit dem anderen Geschlecht, das total unterrepräsentiert war: freundschaftlich, nicht kämpferisch, eher verständnisvoll, was die Verkrampftheit des Mannes betrifft.

Die Dame von CNN
Frauen wollen ihren Weg selbst gehen, nicht ihn wie Männer oft abschreiten, unsensibel wie sie sein können. Mit wenig Sinn für das Praktische. Frauen treffen keine Entscheidungen ins Blaue hinein. Sie suchen nach harmonischen Lösungen, die die Kirche im Dorf lassen. Sie richten sich nicht gegen den Mann. Und mit allen positiven Kräften möchten diese Frauen dazu beitragen, aus dieser Welt eine lebensfähige, unaggressive, friedfertige Umwelt zu machen. Mit dem angeborenen Talent zur Kommunikation und zum Kompromiss will man vorgehen. Nicht mit Slogans und hohlen Versprechungen. "Harmonie - Entwicklung hin zur Vollkommenheit" war das Thema. Insgesamt haben über 50 Rednerinnen in drei Tagen ihre Erfahrungen eingebracht. Die vielen Ansätze und Aspekte lassen sich ohne endlose Aufzählungen nicht umschreiben. Überzeugend ist das Potenzial dieser Konferenz. Wie können wir, etwa durch Nutzung der sozialen Medien, effizient auf die Welt einwirken? Aber auch hochrangige Rundfunk- und Fernsehmacherinnen, Journalistinnen und Publizistinnen waren da und sprachen von ihren Ideen.

Auch Cathie Burton war mit von der Partie.
Was können wir tun, um mehr Einfluss zu bekommen?  Was die Männer nicht geschafft haben, weil sie zu sehr von ihren männlichen Obsessionen ausgehen, wollen diese Frauen bewirken. Ich bin sicher, dass der Stein dieser Frauenkonferenz auf der Oberfläche des irdischen Ozeans viele weite Kreise ziehen wird. Männer als Alleinhandelnde haben ausgehandelt. Die Frauen versuchen mit gutem Erfolg, eine Position nach der anderen zu erobern. Der Kampf um den Einfluss in der Gesellschaft, hat erst begonnen. Die Frau rückt heute sichtbar vor.

"My beautiful sisters"
Seit Tagen drücke ich mich um eine abschließende Wertung dessen, was man in Bangalore gehört und gesehen hat. Natürlich ist eine dreitägige Konferenz kein epochales Werk. Aber der Ansatz scheint mir zukunftsweisend. Langzeitwirkungen werden da sicher nicht ausbleiben. Da wurde natürlich darauf hingewiesen, dass die Probleme der Welt mit der zunehmenden Gier der  Individuen und Konzerne zu tun haben, mit dem Zerfall der Familien, vor allem in der westlichen Gesellschaft, mit den großen Missverständnissen unserer Zeit: dass Regeln und Gesetze oft nur den herrschenden Klassen dienen. Dass die Politik oft doppelzüngig ist und nur für einige noch Sinn macht. Dass die Natur nicht bestechlich ist, aber sehr wohl der Mensch. Und dass die Harmonie in einer zerrütteten Welt immer wichtiger für die Lösung von Problemen wird. Man hat auch darauf hingewiesen, dass militärischer Einsatz immer das falsche Mittel ist und schon der finanzielle Aufwand auch Supermächte ruinieren kann. Statt dessen: wirf dein Herz weg und fange es wieder ein. Ich habe das so verstanden, dass man Liebe und Zuneigung investiert und das alles wieder zurück erhält. Diese Botschaft kam vor allem aus Ländern, die die schlimmsten Katastrophen der jüngeren Geschichte erlebt haben.


Als aufgeschlossener Mann ist man aufgefordert, das alles kräftig zu unterstützen. Sozusagen könnte das die künftige Rolle des Mannes sein: die Übergabe, an die Frauen, was bei denen in besseren Händen liegt. Da ist so vieles. Wir Männer haben durch unsere unnötige Dominanz in der Geschichte zu vieles zerstört. Machen wir es wieder gut! Es ist an der Zeit.


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