Mittwoch, 18. Dezember 2013

Willy Brandt - er fehlt uns!

Heute wäre er Hundert, der Mann, der im Verlaufe seiner politischen Karriere auch einem ehemaligen Nazi als Außenminister diente. Der damalige Bundeskanzler hieß Kurt Georg Kiesinger. Willy Brandt hat das nicht gefallen, aber die Verhältnisse waren halt so: die CDU/CSU stellte den Bundeskanzler, die Sozialdemokraten gingen in diese ungeliebte schwarz-rote Koalition, die Willy Brandt nicht sehr begeistert hat. Auf seinem steinigen Weg zum Friedensnobelpreisträger hat Willy Brandt viele Demütigungen erleben müssen, aber, öffentlich georfeigt wurde er nie.


Als junger Mensch hatte ich so meine Ideale: Konrad Adenauer, der erste westdeutsche Bundeskanzler, das rheinische Schlitzohr, war für mich ein Vorbild, weil ohne Nazivergangenheit. Die katholische BILDPOST, ein der BILD-Zeitung nachempfundenes katholisches Presseorgan, mischte sich massiv in den Wahlkampf ein, als Willy Brandt die SPD anführte. Während Adenauer Willy Brandt " den Herrn Frahm" nannte, weil er 1913 als Sohn der Verkäuferin Martha Frahm geboren wurde, hat dieses fromme Organ ihn als Willy Weinbrandt bezeichnet, um ihn als alkoholsüchtigen Linken zu diffamieren. Das war vielen zu viel. Ich wandte mich angeekelt von solchem Fummeln unter der Gürtellienie ab. Für immer.

Es macht wenig Sinn, den Lebenslauf dieses außerordentlichen Politikers nach zu erzählen. Wozu haben wir Journalisten und Geschichtsbücher? Meine persönlichen Erinnerungen an Willy Brandt sind auch nicht von Pappe. Ich war als Student bei einem Empfang in Westberlin und durfte dem damaligen Regierenden Bürgermeister die Hand reichen. Ansonsten habe ich mit Leidenschaft den Weg dieses großen Kanzlers im Fernsehen verfolgt.

Der Nobelpreisträger

Nachdem er 1933, wie so viele, vor den Nazis nach Norwegen geflohen war, nahm er den Namen Willy Brandt an und wurde Norweger. Weil er nach dem Krieg mit einer norwegischen Uniform nach Deutschland kam, haben konservative Ewiggestrige Brandt als Landesverräter abgestempelt. Diesen Quatsch habe ich immer gekontert, indem ich sagte, ich hätte das Land ebenso verlassen, statt den Naziterror abzunicken. Heute sind diese Gedanken fast nicht mehr zu vermitteln.

Dann, seine Ostpolitik: Als er in Erfurt(?) aus dem Fenster schaute, um sich bescheiden den Massen der DDR-Bürger zu zeigen, die "Willy, Willy" riefen und die Abriegelungen durch die Polizei beiseite schoben,wurde allen klar, dass es trotz der Teilung noch ein deutsches Volk gab. Später wuchs dann wieder zusammen, was zusammen gehörte. Willy Brandt hatte es vorausgeahnt.

Der Kniefall, der berühmte, ging um die Welt, als die Botschaft eines deutschen Kanzlers, der in Warschau die Opfer des Nationalsozialismus symbolisch um Vergebung bat. Die Guillaume-Affäre wollen wir übergehen, sie war ein kleinkariertes Manöver eines bereits dem Untergang geweihten Systems. Seine Ostpolitik aber war in aller Munde und hat nicht nur Vertrauen gezeitigt, sondern auch andere Länder angeregt, bei denen das Wort "Ostpolitik" in den jeweiligen Sprachschatz aufgenommen wurde.

1971 erhält er dann den Friedensnobelpreis. Und er hat ihn verdient wie kein anderer. Willy Brandt durfte auch noch den Fall der Mauer erleben. Was er in seinen Reden äußerte, war mehr als überzeugend. Heute fragt man sich bei Politikerreden immer, wer hat sie geschrieben? Warum wird das oder jenes gesagt? Warum gerade jetzt? Man traut der Politik nicht mehr. Weil sie nur werbeträchtig herumfloskelt. Willy Brandt war ein ganz Großer, weltweit.

 14. November 1913 - bis 18. Oktober 1992.
















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