Mittwoch, 11. September 2013

Sensationsschrott rostet schnell.

Es muss einmal gesagt werden: die täglichen Aufmacher der Gossenpresse haben das Haltbarkeitsdatum Null. Selten wird bei etwas Außergewöhnlichem ohne Newswert nachgehakt. Nach dem Tag ihrer Erscheinung ist die Nachricht Schrott. Andererseits werden die sogenannten Dauerbrenner im Zeitungsgeschäft bis zum bitteren Ende "abgefrühstückt". Wer sich die Sensationsschmankerl im Laufe einer Woche einmal rauspickt, versteht das Prinzip: Jedes Hinguckerl ist eine Droge. Die menschliche Neugier, das Gefühl, sonst nicht genug zu erleben, sind der Antrieb. Die deutsche BILDzeitung hat das schon in den Fünfzigerjahren vorgemacht. "Wird Elisabeth II Königin von Europa"? konnte man da mal lesen. Das war natürlich hirnloser Kokolores.


Heute sind diese Erzeugnisse viel blutrünstiger und etwas geschlechtsreifer. Da heißt es im Wiener Blättchen "Heute" (vorgestern): 1o7jähriger Amokläufer schießt auf Polizisten. Dann (gestern): Mann erwartet ein Kind. (Dabei wird der schwangere Bauch gezeigt). Oh, Grusel! Noch eins: Domina-Bäuerin lockt 15 Männer in Sex-Falle. Bei solchen Nachrichten muss man sich nicht mehr für die dürftigen und meist parteipolitisch gefärbten Neuigkeiten von der Wahlfront interessieren. Im täglichen Mix gibt es auch noch ein bisschen Gesellschaftsgeplappere. Sie hat sich von ihm getrennt. Er schläft mit seiner Sekretärin. Achtzigjähriger heiratet zum 2o. Mal. Sie ist 50 Jahre jünger. Dann kommen wieder die Wahlen, und man hat den Politschrott der Möchtegerngewählten schon längst vergessen. Also wenden wir uns wieder den Abnormitäten zu.

Bedeutungsschwanger???

Wie wäre es, wenn eine Domina-Bäuerin auf einen 107jährigen schwangeren Mann schießen würde? Es würde niemanden erstaunen. Je doller desto abgebrühter. Killer-Kuh trampelt 70jährigen Rentner (österr. Fassung: Pensionisten) zu Tode. Was dann mit der Killerkuh geschieht, bleibt unerwähnt. Kommt sie vor Gericht? Wird sie auf ihren Geisteszustand untersucht? Gut. Eine Kuh ist auch nur ein Mensch. Wir sollten das nie vergessen!

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