Sonntag, 22. September 2013

Gaude, Maria virgo - Freu dich, Jungfrau!

Ein altes, frommes Lied. Ich vermute mal, es ist aus einer katholischen Laune heraus entstanden, die das Besondere der Jungfräulichkeit hervorheben möchte. Eine schöne Sache, aber vielleicht doch ein wenig verstaubt heute. Genau so, wie die 70 Jungfrauen, die den muslimischen Bombenattentäter erwarten, wenn er sich erfolgreich ins Paradies gebombt hat. Ein schauderhafter Gedanke: 70 Jungfrauen, mit denen ein Testosteron geladener Jüngling plötzlich zurecht kommen muss. Ich sehe schon: die eine möchte Chanel, die andere zieht Schwarzwälder Kirschtorte vor. Sie wiegt ohnehin schon 95 Kilo und hat Schwierigkeiten mit dem hauchdünnen, kaputtgebombten Jüngling.


Es würde mir nicht im Schlaf einfallen, dem lieb gewordenen Mythos von der Jungfräulichkeit den Garaus zu machen. Doch wurmt mich der Gedanke, dass der Zustand der Virgo intacta etwas Besonderes sein soll. Außerdem ist es eine Unverschämtheit, etwa bei der vorehelichen Begegnung die Dame auf ihre Jungfräulichkeit zu überprüfen. Wie steht es da mit den Jungmännern? Können die ungeprüft durch die Lande ziehen? Wer kann die Jungfräulichkeit eines Mannes bestätigen? Ein Arzt? Nein, Danke. Ein Richter? Nie und nimmer! Das reine Gewissen? Wenn es denn rein ist. Wir sehen, mit diesem Mythos hätten wir schon vor Jahrhunderten in Teufels Küche kommen müssen. Statt dessen haben wir das Mönchstum und die Priesterschaft erfunden, die Jungfräulichkeit auf den Mann übertragen und eigentlich nur die Jungfrau Maria ihr frommes Unwesen treiben lassen.

Ich kann mir nicht helfen: manchmal kommt mir das Althergebrachte etwas verstaubt vor. Doch, wer will es ändern?

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