Mittwoch, 17. Juli 2013

Wiener G'schichten - Levitation bei 30°C

Er ist wieder da. Während ich durch die Kärntnerstraße bummle, die vielen Japaner anstarre, die jetzt verzweifelt Sonnenschirme und Schirmmützen tragen, sehe ich ihn. Er trägt wieder die gleiche Ausrüstung: eine mönchsartige Kutte mit Kapuze. Doch diesmal hält er sich mit der rechten Hand an der Holzstange fest. Der Ärmel reicht bis an die Stange. Ein frecher Junge geht ganz dicht um ihn herum, um den Trick zu erspähen, doch er bleibt im Ungewissen. Bei mindestens 30 Grad Celsius, eine heroische Leistung, da zu sitzen und eine echte Levitation vorzugaukeln. Ich erkannte sofort sein Geheimnis, verrate es aber immer noch nicht.

Dritte Spielart

Der Levitator - oder ist es eine Frau? - hat vor sich eine kupferne Vase stehen, für die Spenden. Dieser Behälter ist so hoch, dass sehr viel Geld hineinpasst und man nicht sehen kann, wieviel drin ist. Clever gemacht und absolut durchdacht. Ich habe mir angeschaut, wie das geht: die Beobachter sind fasziniert, machen ein Foto und werfen eine Münze hinein. Da der Levitierte nur eine begrenzte Zeit in seiner Position bleiben kann, muss in dieser Zeit das Geld fließen. Bei den Banken ist dies nicht anders. Eine Bank die nicht genug einnimmt, muss schließen, oder sich vom Steuerzahler finanzieren lassen. Das geschieht auch recht oft. Ich schätze, dass der Levitator  1 bis 2 Stunden hochsitzt. Wenn er pro Minute 2 € einnimmt, sind das bis zu 240 €. Also ein guter Job.


Wien ist voller Überraschungen. Am Sonntag ist Robbie Williams ins Hotel Ritz-Carlton eingezogen. Er soll total liebevoll mit seinem Töchterchen "Teddy" gespielt haben. Boulevardpresse: er streichelte es immer wieder im Gesicht. Der Pop-Superstar hat aber auch ein Konzert gegeben. 65.000 Eintrittskarten wurden verkauft. Ich ging selbstverständlich nicht hin, denn meine Platzangst beginnt bereits im Kleiderladen. Und unter Konzert verstehe ich auch mal leise Töne. "Warten auf die Geburt bei der Mama" lese ich im Blatt. Dazu werden 10 Fakten zum royalen Baby-Glück angeboten: im Kreißsaal will die noch-nicht-Mutter Musik von Bruno Mars hören, die sie sich auf ihren iPod geladen hat. Kultur ist eben Kultur. Und ihre Schwester Pippa ist zur Zeit ebenfalls in Wien, bei einer Hochzeit. Wie schön, dass es noch diesen kitzligen, investigativen Journalismus gibt. Man erlebt so jeden Tag sein blaues Wunder. Nur Ed Snowden, er ist jetzt Opfer des neuen kalten Krieges.










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