Montag, 17. Juni 2013

Michelangelo schuf ihn - und wir lassen uns mästen.

1501 fing er damit an, einen der schönsten Männer des Mittelaters in Marmor zu hauen. Seitdem steht er in Florenz, zeugt von Jugend und schlanker Eleganz, auch von Zeugungskraft. 1504 war er damit endlich fertig, denn er hatte noch anderes zu tun. Alle haben ihn schon gesehen, den David. Irgendwie. Ein Schelm, der sich heute noch an so etwas aufgeilt. Aber seine Standardmaße wirken bis auf den heutigen Tag. Manneskraft und muskulöse Schlankheit. Wer wird da nicht neidisch?

Zugegeben: ein mieses Foto von unserem schönen David

Das weibliche Gegenstück könnte eigentlich nur die Venus sein, mit ihrem geburtsfreudigen Becken. Doch davon gibt es so viele, dass man nur um sich schauen muss, um diese verführerischen Aphroditen zu entdecken. Andererseits scheint sich das Idealbild des menschlichen Körpers verändert zu haben. Ich finde zwar abstehende Bäuche nicht unbedingt unerotisch, doch scheint mir die neue Dicklichkeit etwas über die Grenzen des ästhetisch Hinnehmbaren hinauszugehen.

Wir forschen nach den Ursachen und müssen feststellen, dass es sich hier um eine Zivilisationskrankheit handelt. Im Durchschnitt vier Stunden täglich auf der Couch, vor dem Fernseher. Vielleicht noch bis zu zwei Stunden im Auto, um auf unbestimmte Zeit einen Bürostuhl einzunehmen. Das alles könnte noch durch Gartenarbeit, Joggen und tägliche Gymnastik neutralisiert werden. Tut es aber nicht, denn die Ernährungsindustrie pumpt uns voll mit Zucker, Geschmacks- und Konservierungsmitteln, gesättigten Fettsäuren und heimlichen Appetitanregern. Wir wissen es nicht so genau, denn diese Industrie arbeitet gerne mit Nebelkerzen. Ergebnis: wir werden immer fetter und halten dies allmählich auch noch für gängige Kultur, denn, wie wundersam, niemand kritisiert uns. Nur die Pharmaindustrie möchte daran auch noch mitverdienen und erinnert uns höflich verschämt an die Gramme zuviel.
Zuviel gefuttert?

Wenn man daran denkt, dass nach Jahren des Kampfes die amerikanische Zigarettenindustrie klein beigeben musste und endlich zugab: "Rauchen kann tödlich sein", dann kann man sich auch vorstellen, dass die Nahrungsmittelmacher (Wir lieben Lebensmittel) sich einen Dreck darum schert, was sie mit uns macht. Nützlich ist, was sich verkaufen lässt. Eine Tötungsabsicht lässt sich natürlich nur sehr schwer nachweisen. Deshalb halten wir es wie unser David von Michelangelo: er ging zu einem kleinen Aufenthalt in die USA. Als er nach ein paar Monaten zurückkam, dankte er seinen Gönnern, denn sie verhalfen ihm zur absolut schicken, wabbeligen Rundlichkeit, die heute so gerne gesehen wird. Was soll man da sagen? Solange die allgemeine Lebenserwartung weiter steigt, müssen wir uns keine Sorgen machen.

Zurück aus den Staaten?

Wir danken den Sponsoren: MacDo, Starbucks Coffee, Burger King und all den anderen. Ihre Lobbys sind so stark, dass alle Reformansätze schon im Keim ersticken. Nur wenn Fastfoodwerbung verboten, vor ungesunden Lebensmitteln gewarnt und gesunde Nahrung (Obst) subventioniert wird, geschieht etwas. Bis dahin sind Regierungen, die nichts tun, am Werk. Denen ist es egal, wie die Menschheit zugrunde geht.





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