Dienstag, 26. März 2013

Der Aufschrei

Wir haben die Nase voll! Es reicht jetzt! Dabei begann es wie eine Liebesgeschichte: man ist Kind, erwacht, weil es draußen so seltsam hell und still ist. Die Mutter kommt ins Zimmer und sagt: "Schau mal aus dem Fenster"! Alles ist weiß. Der erste Schnee macht Kinder fröhlich. Schnell haben sie die Mütze auf, die Handschuhe an, um jubelnd hinauszustürmen. Wir Älteren freuen uns natürlich auch. Aber in Maßen, denn man rutscht nicht gern. Der Winter ist da. Wenigstens auf der nördlichen Halbkugel. Die Kälte wird schnupfend in Kauf genommen. Schon steht der erste Schneemann vor dem Haus, die unvermeidliche Karotte als Nase, fest im Gesicht.

Diese Sonne! Kaum auszuhalten!

Gewöhnlich ist Ende März schon längst der Frühling eingekehrt. Die ersten Ostereier stecken ihre Rundungen ziehmlich aufdringlich und schokoladen entgegen. Doch jetzt ist eine Lage entstanden, die das Fernsehen weidlich ausnützt. "Halb England im Schnee versunken". Gewöhnlich regnet es dort. Jetzt sterben Schafe in Nordengland und Tausende sind ohne Strom. Und in Baden stehen im März die Veilchen stolz in den Rabatten. Die ersten Sonnenbrände sagen Hallo. Die Eisheiligen bereiten sich auf ihr schräges Tun vor. Pustekuchen! Dieser März wird im Gedächtnis bleiben. Die zähe Eiseskälte, auch hier in Wien: man möchte verzweifeln.

Frühling in Wien!

Andererseits, haben wir schon bemerkt, wie die Medien glücklich sind? Endlich wird der Wetterbericht wieder ernst genommen. Man bangt um jedes Grad Celsius, vermerkt jeden Zentimeter Schnee, den es gegenüber anderen Epochen mehr gibt. Superlative. Das ist es wonach wir eifern. Ich habe die innere Emigration angetreten. Ignoriere den Matsch unter meinen Füßen. Sage nicht viel, denn das Wetter kann man auch als gottgegeben hinnehmen. Ich nehme hin. Aber, wehe, der erste richtige Sonnenstrahl kommt heraus. Dann ziehe ich mein Kurzärmeliges an. Die Sonnenbrille auf und ergehe mich endlich mal wieder. Von den Eisheiligen hat man schon vorausgesagt, sie seien dieses Jahr nicht zu befürchten. Irgendwie haben sie ja ihre Überdosis an Kalt vorproduziert. Jetzt ist Schluss damit.




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