Sonntag, 24. Februar 2013

Hier spielt die Musik - vom Tod

Das Leben auf dem Zentralfriedhof, eine makabre Feststellung. Dem Wiener kann's nur recht sein, denn seine makabre Hingezohenheit zu dieser Traditionsstätte des Begrabens hat seine Geschichte und seinen marmornen Reiz. Und wäre ich Taube, würde ich mir wünschen, von Georg Kreisler, dem Chansonnier und Kabarettisten, in einem Wiener Park vergiftet und auf dem Zentralfriedhof bestattet zu werden. Dieser ist zwar nur halb so groß wie die Stadt Zürich, sagt man, aber der Zentralfriedhof ist doppelt so lustig. Schließlich liegen da die ganz Prominenten. Nicht nur Hans Moser und Theo Lingen, die hier ihren filmischen Schabernack weiter treiben, sondern auch Schwergewichte wie Ludwig van Beethoven, Johannes Brahms, Franz Schubert, Curd Jürgens und FALCO. Auch eine Straßenbahn fährt mitten durch.
Wie willst du's haben: katholisch, muslimisch,mormonisch, jüdisch?

Von Georg Kreisler stammt auch das Lied: "Der Tod, das muss ein Wiener sein". Und der bekannte Burgschauspieler, den ich zufällig einmal im Elsaß vor dem Isenheimer Altar in Andacht versunken in Colmar sah, spielte den "Valentin" (in Ferdinand Raimunds "Der Verschwender") 137 Mal und sang:
                                                 "Doch sagt er: Lieber Valentin!
                                                 Mach keine Umständ'! Geh!
                                                 Da leg ich meinen Hobel hin
                                                 Und sag der Welt Adje.
Es war Josef Meinrad, Iffland-Ringträger und liebenswerter Star als Adjutant in den Sissifilmen.

Ich will ein Senkrechtgrab!

Man kann leicht verstehen, dass Wien ein besonderes Verhältnis zum Tod hat. Ein traurig-gespanntes, gepaart mit Ergebenheit und schwarzem Humor. Einer, der im Gefängnis starb, nachdem er wegen eines Skandals, der fast vergessen ist, ein Serge Kirchhofer, hat einen Club der "Senkrechtbegrabenen" gegründet, dem auch Erika Pluhar (die ich als Jüngling verehrte), eine von Kirchhofers Ehefrauen, Helmut Qualtinger und Fatty George (den ich einmal in Hamburg auf der Reeperbahn sah), angehörte. Er wollte damit, durchaus praktisch gedacht, der Platznot auf übervölkerten Friedhöfen Einhalt gebieten. In Irland soll es solche Senkrechtgräber geben.

Wien und der Tod: darüber erfährt man alles in dem Buch: "Der Tod muss ein Wiener sein..." von Johannes Kunz (Amalthea Signum Verlag, 2009, Wien), dem jede Menge morbide Geschichten und Anekdoten gelungen sind, die das Leben lebenswert und das Sterben weniger moros erscheinen lassen.
Kapitel wie "Das Jenseitsmuseum", "Es lebe der Zentralfriedhof", oder "Auf den Tod ist kein Verlass" machen richtig Lust auf mehr. Man sollte dieses Buch lesen, bevor es zu spät ist. Man kann wirklich sagen: "Wien hat den Blues", oder "Spiel mir das Lied vom Tod".





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